Thomas Hobbes (Ausschnitt aus einem Gemälde von John Michael Wright, circa 1669–1670)

GEMEINFREI

Radiokolleg - Thomas Hobbes

Philosoph der Macht und des modernen Staates (3). Gestaltung: Richard Brem

1651 veröffentlichte der englische Philosoph Thomas Hobbes sein Hauptwerk "Leviathan", in dem er eine neuartige Staats- und Gesellschaftstheorie formulierte. Das Buch entstand vor dem Hintergrund des englischen Bürgerkrieges und des 30-jährigen Krieges auf dem europäischen Festland und wies eine dementsprechend pessimistische Färbung auf: Hobbes schilderte das Zusammenleben der Menschen als Kampf aller gegen alle und empfahl als einziges Mittel zur Sicherung von Frieden und Wohlstand die Unterordnung der einzelnen Bürger und gesellschaftlichen Fraktionen unter eine alle beherrschende Zentralgewalt - den so genannten Leviathan.

Bemerkenswert ist, wie sehr Hobbes dabei auf die Antike zurückgegriffen hat - zum einen auf den griechischen Strategen Thukydides und zum anderen auf den Mathematiker Euklid und dessen "Elemente der Geometrie". Wie später auch Isaac Newton war Hobbes fasziniert von Euklids Denken in Axiomen - und versuchte Ähnliches, indem er menschliches Verhalten und Politik berechenbar, um nicht zu sagen: mathematisch einschätzbar machen wollte.

Eng mit der durchschlagenden und anhaltenden Wirkung des "Leviathan" verbunden ist auch ein Kupferstich, den Hobbes seinem Buch als Frontispiz voranstellte. Der Kupferstich wurde von Hobbes gemeinsam mit dem Künstler Abraham Bosse entworfen und hob emblematisch die zentrale These des Buches hervor: Er zeigt einen riesenhaften Menschen ("homo magnus"), der sich aus einer Vielzahl klein gezeichneter Menschen zusammensetzt - ein Motiv, das bis in unsere Zeit ein zentrales Sinnbild staatlicher Ordnung geblieben ist.

Das "Radiokolleg" zeichnet das Leben und den intellektuellen Werdegang von Thomas Hobbes nach und stellt die Frage nach der Aktualität seines Denkens. Nicht zuletzt werden auch die Spuren beleuchtet, die Hobbes und sein "Leviathan" in Literatur und Populärkultur hinterlassen haben - angefangen bei Jonathan Swifts "Gullivers Reisen" bis zu Clive Barker und David Cronenberg, die beide in ihren Arbeiten das Motiv des "homo magnus" integrierten.

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Thomas Hobbes: "Leviathan", Felix Meiner Verlag, Hamburg, 754 Seiten, 978-3787316991
Thomas Hobbes: "Menschliche Natur und politischer Körper", Felix Meiner Verlag, Hamburg, 339 Seiten, 978-3787329922
Alfred J. Noll: "Thomas Hobbes - Eine Einführung", PapyRossa Verlag, Köln, 119 Seiten, 978-3894387112
Horst Bredekamp: "Thomas Hobbes - Der Leviathan: Das Urbild des modernen Staates und seine Gegenbilder", De Gruyter, Berlin, 203 Seiten, 978-3110634525
Herfried Münkler: "Thomas Hobbes - Eine Einführung", Campus Verlag, Frankfurt/Main, 172 Seiten, 978-3593398709
John Aubrey: "Thomas Hobbes. Ein Porträt aus John Aubrey's Brief Lives", Friedenauer Presse, Berlin, 16 Seiten, 3921592224
Rudolf Burger: "Die angewandte Kunst des Denkens", Sonderzahl Verlag, Wien, 396 Seiten, 978-3-85449-509-3
Carl Schmitt: "Der Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes: Sinn und Fehlschlag eines politischen Symbols", Klett-Cotta, Stuttgart, 244 Seiten, 978-3608947564
Ferdinand Tönnies: "Schriften zu Thomas Hobbes", Profil Verlag, München, 648 Seiten, 978-3890196879
Girogio Agamben "Stasis - Der Bürgerkrieg als politisches Paradigma", S. FISCHER Verlag, 96 Seiten, 978-3100024527
Clive Barker: "Im Bergland: Agonie der Städte", in: "Das erste Buch des Blutes", Droemer Knaur, München, 3426191857
Alexander Meschnig: "Die Rückkehr des Behemoth: Die Zerstörung von Sicherheit und Freiheit", https://www.ortneronline.at/die-rueckkehr-des-behemoth-die-zerstoerung-von-sicherheit-und-freiheit/

Sendereihe

Gestaltung

  • Richard Brem