Büste von Gotthold Ephraim Lessing

DPA/MATTHIAS HIEKEL

Gedanken für den Tag

Susanne Heine über Gotthold Ephraim Lessing

"Über den Graben springen". Lessing könne auch heute vielen aus dem Herzen sprechen, meint die Religionspsychologin und evangelische Theologin Susanne Heine

"Voll, voll, voll,
Freunde macht euch voll!
Wein, Wein, Wein,
Freunde schenkt euch ein!
Küßt, küßt, küßt,
Die euch wieder küßt!"

Ein Gedicht zum Rosenmontag? Klingt etwas altmodisch, aber was die Freunde hier treiben, liegt auf der Hand. Der altmodische Touch kommt daher, dass das Gedicht aus dem 18. Jahrhundert stammt - von Gotthold Ephraim Lessing. Lessing, der Gelehrte, der Aufklärer, der berühmte Verfechter der Religionstoleranz, und dann so ein Gstanzerl? Auch Lessing war einmal jung und übermütig. Aber das schmeckt seinem Elternhaus, einem moralisch sehr strengen evangelischen Pfarrhaus, nicht, schon gar nicht das:

"Durch den ersten Regenbogen
Sprach der Mund (Gottes), der nie gelogen:
Keine Sündflut komme mehr,
Über Welt und Menschen her.
Die ihr dies Versprechen höret,
Menschen sündigt ungestöret!"

Aus solchen Versen spricht ein Rebell. In einem kleinen Ort in Sachsen 1729 geboren, jährt sich Lessings Todestag genau heute zum 240. Mal. Lessing studiert in Leipzig Theologie, weil der Vater es will, aber eine Theatergruppe dort zieht ihn magisch an. Für sie schreibt er kleine Stücke, die auch aufgeführt werden. Der Vater ist entsetzt - mein Sohn ein Komödiant! Ermahnende Briefe fruchten nichts, der Vater greift zu einer Lüge und schreibt dem Sohn: Mutter todkrank, komm sofort nach Haus. Daheim findet Lessing seine Mutter frisch und munter. Ein solcher Bruch des Vertrauens zerstört Liebe und Respekt und schürt die Rebellion gegen Autoritäten. Das ist für Lessing bestimmend geworden.

In einem Brief an die Mutter wirbt er um Verständnis: "Ich lernte einsehen, die Bücher würden mich wohl gelehrt, aber nimmermehr zu einem Menschen machen. (.) Ich suchte Gesellschaft, um nun auch leben zu lernen." Lessings Vatererfahrungen haben sich in seinen Theaterstücken niedergeschlagen: Väter greifen zu List, sogar Ehrenmord, um ihren Kindern das Liebesglück zu vermiesen. Lessing selbst sucht das Glück dann woanders: im Glücksspiel, am Spieltisch und im Lotto.

Service

Friedrich Vollhardt, "Gotthold Ephraim Lessing. Epoche und Werk", Verlag Wallstein
Rüdiger Scholz, "Die heimliche Autobiographie des Gotthold Ephraim Lessing", Verlag Königshausen u. Neumann
Monika Fick, "Lessing-Handbuch", Verlag J. B. Metzler

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Album: A Little Nightmusic - Das Orpheus Chamber Orchestra spielt Mozart
* Allegro - 1.Satz (00:05:08)
Titel: Ein musikalischer Spaß KV 522 in F-Dur
Populartitel: Dorfmusikanten Sextett
Orchester: Orpheus Chamber Orchestra
Länge: 05:08 min
Label: DG 429783-2

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