Viktor Rogy

KUNSTHALLE EXNERGASSE - (CC BY-SA 4.0)

Radiokolleg - Positionen in der Kunst

Viktor Rogy (1). Gestaltung: Thomas Mießgang

Viktor Rogy - Der Universalprovokateur
Selbst im Kontext der Außenseiter ist Viktor Rogy noch eine Randposition: Der 1924 in Arnoldstein geborene und 2004 in Klagenfurt gestorbene Künstler war, wie so viele seiner Generation, ein Multi-Artist, der die Grenzen der ästhetischen Produktion verschieben und seine Disziplin mit provokanten Auftritten revolutionieren wollte. Er betätigte sich als Lyriker, Bildhauer, Post-Dadaist, Ausdruckstänzer und Körperkünstler - allerdings vorwiegend im regionalen Rahmen der Kärntner Szene, die sein häufig lautstarkes und verhaltensauffälliges Wirken mit einer Mischung aus Belustigung und Abscheu aufnahm.

Weltberühmt war Viktor Rogy nur einmal: Im Jahr 2000 hängte er, nach der Ernennung der
schwarz-blauen Bundesregierung unter Wolfgang Schüssel, in einem Klagenfurter Café Bilder sämtlicher Minister auf. Das Besondere daran: Jeder wurde mit einem Hitler-Quadratbärtchen übermalt und erhielt auch eine Haartolle im Stile des ´Führers`. Allgemeine Aufregung war die Folge, der damalige Landeshauptmann Haider reichte Klage wegen Ehrenbeleidigung ein und internationale Zeitungen wie El Pais oder die New York Times berichteten über die Aktion.

Viktor Rogy hatte Zeit seines Lebens eine durchaus zweifelhafte Reputation: Er galt als Wirtshauskrakeeler, der einer Rauferei nie abgeneigt war und als Störenfried, der sich mit Auftritten im öffentlichen Raum immer wieder in die Kärntner Lokalpolitik einmischte.
Aber eben auch als ideenreicher Konzeptkünstler und ästhetischer Minimalist, dessen Visionen so groß waren wie sein Werk schmal geblieben ist.

Dabei war dem Sprössling einer sozialdemokratischen Eisenbahnerfamilie eine Laufbahn in der Kunst nicht vorbestimmt: Im Zweiten Weltkrieg schlug er sich mit viel Geschick als Simulant durch, danach arbeitete er als Maurer und Stukkateur. Unter dem Einfluss des deutschen Mystikers Bo Yin Ra versuchte er sich lange Jahre als Poet. Erst in den 1960er Jahren fand er seine endgültige Berufung: Zuerst als minimalistischer Bildhauer und Schöpfer von Installationen, dann auch als Aktionist, der aus Kunst, Leben und Politik gleichermaßen schöpfte, um das saturierte Milieu in seinem Heimatbundesland aufzumischen. Zu dieser Zeit hatte Viktor Rogy im Gartenhaus der Erbvilla von Maria Lassnig in Klagenfurt, seinem "Schloss Sorglos", Unterschlupf gefunden, das er mit Duldung der berühmten Malerin drei Jahrzehnte lang bis zu seinem Tod bewohnte.

An seinen prekären Verhältnissen änderte das wenig: Rogy blieb ein existentieller Grenzgänger, nahe am Exzess gebaut, der gerade so viele Arbeiten an einen überschaubaren Sammlerkreis verkaufen konnte, dass sein Überleben gesichert war. Um das Herstellen von materiellen Werken sei es jedoch gar nicht in erster Linie gegangen, erläutert der Autor Wolfgang Koch, der im vergangenen Jahr eine umfangreiche Biographie über Viktor Rogy herausgebracht hat: "Für ihn war es schon ein Akt der Kunst, sich zu einer Figur zu stilisieren."

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