Johanna Schwanberg

APA/ROLAND SCHLAGER

Gedanken für den Tag

Johanna Schwanberg über Frauen in der Kunst

"Frauenbilder in Kunst und Leben". Die Direktorin des Dom Museum Wien über Frauen als Motiv, aber auch als Schöpferinnen von bildender Kunst

Es ist ein Bild, das mich aus zwei Gründen fesselt. Zum einen, weil es mich daran erinnert, wie schwierig es Frauen jahrhundertelang hatten. Zum anderen, weil es eine ungeschönte Auseinandersetzung mit dem alternden weiblichen Körper ist. Ein Thema, das in der auf Schönheit und Jugend ausgerichteten Mediengesellschaft leider tabuisiert wird.

Allein der Titel beschönigt gar nichts. Denn das Bild heißt "Illusion von den versäumten Heiraten". Gemalt hat es die Grande Dame der österreichischen Malerei, Maria Lassnig, im Jahr 1997. Die 2014 verstorbene Künstlerin hat sich in diesem Bild unverkennbar selbst dargestellt. Mit nacktem, faltigem Oberkörper blickt sie - damals schon fast 80 - aus dem Bild. Der Mund ist geöffnet, so als würde sie sprechen wollen. In den Armen hält sie einen kleinen Menschen. Es könnte ein Säugling sein, dem Titel nach auch ein Mann in Miniaturgröße.

"Ich kann nur raten, nicht als Frau geboren zu werden", meinte Maria Lassnig einmal zu mir. Sie sprach damit ihre schwierige Situation in der männerdominierten Kunstwelt der Nachkriegszeit an. Ein Leben als Ehefrau und Mutter war für sie mit einem Künstlerdasein nicht vereinbar. Lassnig hat sich für die Malerei entschieden. Und sie hat sich mit unermüdlichem Einsatz und herausragenden Werken durchgesetzt. Im Jahr 1980 übernahm sie eine Meisterklasse an der heutigen Universität für angewandte Kunst - als erste weibliche Professorin für Malerei im deutschsprachigen Raum.

Ich bin froh, dass ich in einer Zeit lebe, in der es möglich ist, als Frau Kinder zu haben und beruflich aktiv zu sein. Leicht ist es dennoch nicht, wie ich als Mutter zweier Kinder tagtäglich erfahre. Aber das gilt mittlerweile auch für Männer, wenn sie "halbe-halbe" wirklich leben.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Elliot Goldenthal
Vorlage: Hayden Herrera
Gesamttitel: FRIDA / Original Filmmusik
Titel: Solo tu/instr. (tw. 2x gespielt)
Untertitel: MUSIC FROM THE MOTION PICTURE SOUNDTRACK
Leitung: Stephen Mercurio
Orchester: Filmorchester
Länge: 01:21 min
Label: DG/Universal Classics 4741502

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