Entlang der niederösterreichischen Grenze

14. März 2021, 10:05

Joseph und Michael Haydn hatten Glück. Als die beiden späteren Komponisten 1732 bzw 1737 in Rohrau zur Welt kamen, herrschte im Grenzgebiet zu Ungarn eine weitgehend friedliche Atmosphäre. Die Feldzüge der Osmanen, bei denen 1683 das unweit von Rohrau gelegene Hainburg an der Donau zerstört wurde, waren vorbei. Auch die Pestwelle, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Gegend heimgesucht hatte, war vorüber. Die Kämpfe gegen die Osmanen und die Kuruzen, den Habsburgern feindlich gesinnte Aufständische in Ungarn, hatten auch sozioökonomische und kulturelle Folgen. Die Habsburger beschlossen, in kriegsbedingt verlassene Landstriche Bevölkerungsgruppen vom Balkan anzusiedeln. Joseph und Michael Haydn wurden also in eine multiethnische Grenzregion hineingeboren, und Musikwissenschaftler gehen davon aus, dass sie in ihrer Kindheit in Rohrau neben schwäbischen und ungarischen Volksweisen auch solche aus Kroatien zu hören bekamen.

Das Geburtshaus der Haydn-Brüder, das in den 2010er Jahren als Museum neugestaltet wurde, gibt Einblick in das familiäre Leben, aber auch das historische Umfeld der Familie Haydn. Das Haus fungiert zugleich als einer der Spielorte des 2017 lancierten Festivals "Haydn-Region Niederösterreich". Konzerte und andere Festival-Veranstaltungen finden in Schlössern, Kirchen und bei Winzern der Umgebung statt. Mit der Musik der Haydns kann man nun eine Gegend erkunden, die aus geopolitischen Gründen lange im kulturellen Abseits lag. Die Grenze war hier nicht eine Linie, über die man neugierig oder sehnsüchtig hinüberblickte. Die Grenze war der Eiserne Vorhang, der Unbehagen und Angst einflößte, erinnert sich Johannes Waldburg-Zeil an seine Kindheit. Als heutiger Besitzer von Schloss Rohrau, einem alten Standort der Familie Harrach, stellt auch er einen Saal für das Haydn-Festival zu Verfügung. Schon seit vielen Jahren organisiert er zudem seine eigenen Haydn-Tage, an denen man nicht nur Konzerte hören kann, sondern auch Kutsche fahren und die Gemäldesammlung der Harrach besuchen, eines österreichisch-böhmischen Adelsgeschlechts, dessen Angehörige höchste Ämter in Staat und Kirche innehatten.

Die Weltkriege, die Besetzung von 1945-55 und dann der Eiserne Vorhang führten jedoch dazu, dass die Grenzregion im Osten weit zurückfiel gegenüber anderen Teilen von Niederösterreich. Die Donauauen zwischen Wien und Bratislava lockten lediglich Naturfreunde, Wanderer und Radfahrer. Bereits seit 1981 organisierte aber die Hainburger Haydngesellschaft auch Konzerte und war um grenzübergreifende Kontakte bemüht. Das Festival "Haydn-Region", das auch mit dem Archäologie-Park Petronell-Carnuntum kooperiert, will nun weiteren kulturellen Schwung bringen.


Gestaltung: Brigitte Voykowitsch
Redaktion: Ursula Burkert

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Links:

Haydngesellschaft Hainburg
https://haydngesellschaft.at/aktuell/

Schloss Rohrau
http://schloss-rohrau.at/

Haydn-Region Niederösterreich
https://www.haydnregion-noe.at/


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