Radiogeschichten Spezial

Der Ö1 Essay von Hans Morgenthau

"Macht und menschliche Natur" von Hans Morgenthau. Eine Aufnahme aus dem Jahr 1968 (In der Reihe "Klassiker aus dem Archiv")

Hans Morgenthau wurde 1904 in Coburg geboren. Nach Abschluss der Studien in Rechts- und Staatswissenschaften lehrte er an den Universitäten von Genf und Madrid, bis er 1937 in die USA emigrierte und seine Karriere als Professor für Politikwissenschaft an renommierten amerikanischen Universitäten verfolgte. In den Jahren zwischen 1949 und 1951 war er auch als Berater im amerikanischen Außenministerium tätig.

Seit seinem 1948 erschienenen Buch "Politics Among Nations" zählte Hans Morgenthau zu den wichtigsten Vertretern der realistischen Schule.
Diese entstand als eine Gegenbewegung des lange vorherrschenden idealistischen Denkens, das nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Kalten Krieg nicht mehr aufrecht zu erhalten war. Morgenthau sah die Nationalstaaten in einem ständigen "Sicherheitsdilemma", das aus der Unwissenheit über die Absichten anderer Staaten resultierte.
Aufgrund dieses unsicheren Zustandes versucht der Staat alles, um Macht anzuhäufen und um diese nach außen zu zeigen, so eine These. Für Morgenthau hieß das, dass der Akteur der internationalen Politik, der Nationalstaat also, aus einem im Sinne von Macht verstandenem Interesse handelt um seine Ziele möglichst schnell und gut zu verwirklichen. Der Frieden durch Ausgleich, die Diplomatie, war für Hans Morgenthau das einzige und beste Mittel, um dauerhaft für Stabilität in den internationalen Beziehungen zu sorgen.

1968 war Hans Morgenthau, zu jener Zeit ein Kritiker der von Henry Kissinger vertretenen Vietnampolitik, zu Gast bei den Salzburger Humanismusgesprächen. Sein Vortrag mit dem Titel "Macht und menschliche Natur" ging über die Analyse internationaler Politik hinaus. Er sprach auch über die psychologische und metaphysische Ebene politischen Handelns. Und die hat sich in den 50 Jahren seit diesem Vortrag nicht grundsätzlich geändert.

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