Uwe Böschemeyer

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Gedanken für den Tag

Uwe Böschemeyer über den "inneren Schweinehund"

"Der innere Gegenspieler". Der Theologe und Psychotherapeut Uwe Böschemeyer darüber, wie wir selbst aktiv werden und unser Leben in die Hand nehmen können

Am Anfang der Philosophie stand das Staunen. Worüber? Über die vielen unterschiedlichen Erscheinungsformen des Lebens: über die Menschen, über ihr Streiten und ihr Lieben, über ihre Leidenschaft und ihre Stumpfheit, über die Natur, über das Licht und das Wasser, über alle Gegensätze im Leben, und all das, was existiert und man doch nicht sieht.

Für die alten Philosophen war Staunen der Grund, alles Leben aufmerksam zu betrachten und daraus Schlüsse zu ziehen, was Leben ist und wie man glücklich wird. Was wäre, wenn Menschen von heute Staunen wieder zur Grundlage ihres Lebens werden ließen? Dabei denke ich keinesfalls nur an überragende Menschen und Dinge, die zum Staunen geradezu zwingen, sondern auch und vor allem an das, was nicht gleich ins Auge fällt, was eher unscheinbar und verborgen ist, was ich vielleicht schon lange übersehen habe.

Woran ich denke? Zum Beispiel an das kurze Aufleuchten des Gesichtes eines sonst so verspannten Menschen -, an den Kollegen, der mir nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder die Hand reicht -, an das frische Gefühl am Morgen nach einem kreativen Abend -, an die zündende Idee, die mir kommt, wenn ich meine, nichts Vernünftiges denken zu können -, an den freundlichen Brief der Behörde, von der ich nichts Gutes erwartet hatte und so weiter.

Wozu das gut ist? Ein Mensch, der Gründe für Staunen sucht, ist nicht primär auf das Schwere, Schwierige, Problematische, Stressige ausgerichtet, sondern auf das, was den Tag, die Zeit interessant, spannend, sinnvoll macht, mit beglückendem Inhalt füllt. Ein Mensch, der zu staunen bereit ist, entwickelt eine positive Suchhaltung, weil er Gründe für ein gelingendes Dasein sucht. Und keine Sorge! Er übersieht nicht das Problematische, aber er sieht weit darüber hinaus!

Service

Uwe Böschemeyer, "Der innere Gegenspieler. Wie man ihn findet und überwindet", Verlag Ecowin

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Robert Schumann/1810 - 1856
Titel: Sonate für Violine und Klavier Nr.2 in d-moll op.121
* Sehr lebhaft - 2.Satz (00:04:37)
Violinsonate
Solist/Solistin: Gidon Kremer /Violine
Solist/Solistin: Martha Argerich /Klavier
Länge: 04:37 min
Label: DG 4192352

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