No-No Boy

16. April 2021, 17:30

Im Melting Pot USA wurde und wird immer wieder gesprochen, geschrieben, gesungen oder gedreht über Einwanderer und Einwanderinnen aus Europa und Lateinamerika, und diese haben oft auch selbst ihre Stimmen erhoben. Die asiatischstämmigen US-Amerikaner/innen hingegen wurden vergleichsweise wenig beachtet und sind meist auch stumm geblieben - seien es die vietnamesischen "Boat People" in den '60er- und '70er-Jahren, die chinesischen Eisenbahn- und Kohleminenarbeiter im 19. Jahrhundert oder die japanischstämmigen Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs im vorauseilenden Misstrauen der Behörden in Internierungslager gesperrt wurden.

Julian Saporiti ist US-Amerikaner, Historiker und Musiker. Den Rock'n'Roll seiner Heimat Tennessee hat er ebenso intensiv aufgesogen wie den Rock'n'Roll aus Saigon, der ursprünglichen Heimat seiner Mutter, bevor sie in den späten 1960er-Jahren vor dem Vietnamkrieg flüchtete und in Nashville dann Julians italienischstämmigen Vater kennenlernte. Nach seiner Mitwirkung in verschiedenen Bandformationen hat Saporiti vor einigen Jahren das Projekt "No-No Boy" ins Leben gerufen, benannt nach dem gleichnamigen Roman von John Okada. Mit der Methodik von Oral History und über "das trojanische Pferd der Musik" will er die Geschichtsschreibung ein wenig zurechtrücken und das unterbelichtete Thema der Asian Americans sowie auch den oft übersehenen Rassismus gegen sie ansprechen.

Das gelingt ihm in leichten Songs voll inhaltlicher Komplexität. Bei "1975", dem soeben beim Label Smithsonian Folkways erschienenen zweiten "No-No Boy"-Album, kommen auch noch Soundsamples hinzu, die Saporiti von Zeitzeugen sowie an historisch bedeutsamen Orten aufgenommen und in die Songs montiert hat.

Service

No-No Boy Music and History, Julian Saporiti

Sendereihe

• Spielräume

Gestaltung

• Michael Neuhauser