Yuja Wang, Prokofjew und Brahms in Down Under

12. Mai 2021, 14:05

Yuja Wang und Prokofjews rauchende Hexe

Ihre Affinität zu Prokofjews 2. Klavierkonzert erklärt sich die 34-jährige Yuja Wang damit, dass Prokofjew in diesem Werk sehr frech sei, "sehr sarkastisch und aufmüpfig gegen Autoritäten." Zum ersten Mal hat sie es im Alter von 14 gehört. "Dieses wirklich kraftvolle, emotionale und intensive Stück . ist sehr dicht. Es gibt keine überflüssige Note."
Was sie in diesem 1912 bis 1913 entstandenen Konzert sieht, "ist eine rauchende Hexe und viel Farben - wie bei bunten Knallkörpern." Zugleich findet sie es "wirklich düster ..., fast wie eine Phantasmagorie ., auch ein wenig verstörend, aber ich liebe es! Wirklich Furcht einflößend ist die Ausdauer, die man physisch, psychisch und mental braucht, weil es vom Anfang bis zum Ende kein Innehalten gibt."


Nach 114 Jahren in den Winterschlaf versetzt

Das Melbourne Symphony Orchestra (MSO) ist in der Hamer Hall im Arts Centre Melbourne zuhause. Mit seinen beiden Vorgängerorchestern, dem 1906 gegründeten Albert Street Conservatorium Orchestra und dem Melbourne University Symphony Orchestra, ist es das älteste Berufsorchester Australiens. 1927 schlossen sich diese beiden Orchester zum Melbourne Symphony Orchestra zusammen. 1934 wurde das MSO eines der Rundfunkorchester der Australian Broadcasting Commission. 1949 nannte sich das Orchester Victorian Symphony Orchestra, kehrte aber 1965 zum heutigen Namen zurück.
Das Orchester stützt sich auf Finanzierung durch die Regierung des Bundesstaates Victoria und die Bundesregierung sowie auf Spenden von Unternehmen und Einzelgönnern. Das MSO war das erste australische Orchester, das in Übersee auftrat (Neuseeland, 1965) und das erste, das in der Carnegie Hall in New York spielte (1970). Von 2013 bis 2019 war Sir Andrew Davis Chefdirigent des Orchesters. Während seiner Amtszeit debütierte das MSO bei fünf Musikfestivals, darunter den Londoner BBC Proms und dem Edinburgh International Festival.


Brahms und die Einfallslosigkeit

Seine Ausbildung zum Geiger und Dirigenten verdankt Diego Matheuz der venezolanischen Musikausbildungsinitiative "El Sistema". Im Theater an der Wien leitete er Rossinis Oper Guillaume Tell. Im Konzert vom Juli 2015 verabschiedete sich der damals 31-jährige Matheuz nach vier Jahren als Erster Gastdirigent vom MSO mit der 4. - und letzten - Symphonie von Johannes Brahms. Nach der Wiener Erstaufführung sangen die Musiker auf die ersten Takte des Werkes die zur Musik passenden Worte "Es fiel /ihm wie= /der mal /nichts ein /". 1897 spendete das Wiener Publikum kurz vor dem Tod des Komponisten ihm und dem Werk stürmischen Beifall.

Im April 2020 versetzte die MSO-Leitung im Zuge der COVID-19-Pandemie und der Absage von Live-Auftritten das MSO und einen Teil des Verwaltungspersonals in den "Winterschlaf", aus dem es Anfang Mai 2021 geweckt wurde. Unter Einhaltung strenger Sicherheitsmaßnahmen finden jeweils einstündige Konzerte statt.

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger