Ursula Wiegele

URSULA WIEGELE

Radiogeschichten

Der Orcolat und seine Vor- und Nachbeben

"Arigato" von Ursula Wiegele. Es liest Susanne Konstanze Weber.
Gestaltung: Ilse Armenitsch

Die in Graz lebende Kärntner Autorin Ursula Wiegele blickt in ihrem jüngsten Roman "Arigato" in den Alpe-Adria-Raum und auf dessen konfliktreiche Geschichte, die sich in einer Familie widerspiegelt. Im Zentrum steht das Erdbeben in Friaul 1976, das die Autorin als Jugendliche grenznah zum Kanaltal erlebt hat und so auch viel Autobiografisches einfließen lässt.

Die junge Romanheldin Vera wird aus ihrem zerstörten italienischen Heimatdorf zu Onkel und Tante nach Kärnten gebracht. Ein Exil, in dem die 14-Jährige Mitleid und Ablehnung aber auch große Zuneigung und Unterstützung erfährt. Seit der Orcolat gewütet hat, fürchtet sie sich vor Worten mit zwei O. In schwierigen Phasen träumt sie sich weit weg, nach Japan. Dieses Ferne, Schöne steht auch für den Titel des Romans: "Arigato" heißt auf japanisch "Danke". Und dankbar soll Vera ja auch sein, für die Aufnahme bei den Verwandten, für gebrauchte Kleider aus der Nachbarschaft usw.

Mit viel Einfühlungsvermögen beschreibt Wiegele die Heranwachsende, die ganz und gar nicht bereit ist, zu allem Ja und Amen zu sagen. "Sie sei eher von Pippi Langstrumpf geprägt und kein Opfer", sagt Ursula Wiegele. So erfindet ihre Vera zum Beispiel eine "Geheimsprache", um dem über die Italiener schimpfenden Onkel, Frechheiten ins Gesicht sagen zu können. Wiegele erzählt die historischen Nachbeben en passent mit, oft doppebödig und umsichtig abgewogen, wohl auch als Warnung vor wieder-aufkeimenden Nationalismen und Feindbildern.

Service

Ursula Wiegele: Arigato. Roman. Otto Müller Verlag 2020.

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht