Griechenland

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Radiogeschichten

Fortfahrende Entfremdung

"Die Städte" von Andreas Maier. Es liest Martin Vischer

Mit sieben Jahren sitzt Andreas auf der Rückbank des elterlichen Mercedes auf dem Weg in die verhasste Südtiroler Ferienwohnung, mit 13 entkommt er der Stadtführung durch Athen und findet das "Südländische" in einer Bar, später trampt er an Strände mit Nacktbusigen, sieht sich "schöne" Fotos aus Bangkok an, begeht in den italienischen Alpen doch nicht Selbstmord und erlebt, wie in Weimar die neuen Rechten zwischen den Touristenmassen aufmarschieren.

Andreas Maier geht in "Die Städte" erstmals auf Reisen. Und bleibt doch irgendwo in Friedberg in der Wetterau, diesem hessischen Heimatort, von dem aus er seit 2010 in seinem auf elf Bände angelegten, autofiktionalen Romanzyklus "Ortsumgehung" die Selbsteinkreisung praktiziert.

"Ich möchte mich einmal an den Punkt schreiben, an dem ich etwas über mein Leben, meine Heimat, meine Familie, die Zeit, in der ich gelebt habe, sagen kann", sagte Maier in einem Interview mit der "Zeit" beim Erscheinen des ersten Bands "Das Zimmer" über das Langzeitprojekt. Die Kreise werden weiter, die Städte heißen im siebten Teil nun Brixen, Athen, Bangkok - und doch wieder Friedberg in der hessischen Wetterau. Wenn Andreas Maier über Reisen schreibt, schreibt er über die Last des Unterwegsseins. Scheinbar wahllos und unruhig streift er durch die Jahrzehnte, mit einem Ich, dem nicht zu trauen ist, das sich Bernhard-haft grantelnd, ironisch, verzweifelnd Schneisen durch Begriffe wie "Heimat" und "Damals", Pauschaltourismus und Ortsumgehung schlägt.

Gestaltung: Antonia Löffler

Service

Andreas Maier: "Die Städte". Suhrkamp 2021.

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Gestaltung

  • Antonia Löffler

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