JAN BAUER
Passagen
Jonathan Meese - Prophet, Schamane, Scharlatan?
Ö1 Artist Talk zum Beuys-Jahr mit Jonathan Meese
Mitschnitt aus dem Belvedere 21 vom 1. Juni 2021
Moderatorin Christine Scheucher spricht in der Ausstellung mit Jonathan Meese und Kurator Harald Krejci.
7. Juni 2021, 16:05
Für die einen zählt er zu den großen Erneuerern der zeitgenössischen Kunst. Die anderen nannten ihn einen Scharlatan. Bereits 1979 widmete das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" Joseph Beuys eine marktschreierische Coverstory und erfand eine Etikette, die bis heute nachhallt: "Der größte Weltruhm für einen Scharlatan?" war da unter Joseph Beuys einprägsamen Konterfei mit Hut zu lesen.
Mit seinem erweiterten Kunstbegriff und dem Konzept der Sozialen Plastik wurde Joseph Beuys neben Andy Warhol in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Inbegriff des modernen Künstlers: Von seinen Jüngern wurde er wie ein Guru verehrt, von Kritikern als Blender vehement abgelehnt. Die Veränderung der Gesellschaft mit den Mitteln der Kunst war Joseph Beuys dringlichstes Anliegen. An der Kunstakademie in Düsseldorf gründete er eine freie Klasse, in der jeder und jede aufgenommen wurde, in Deutschland gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Grünen. Legendär bleibt seine Baumpflanzungsaktion 7000 Eichen, die Beuys 1982 auf der documenta 7 vorstellte.
In die spezifisch deutsche Tradition der Kunstproheten reiht sich auch der Künstler Jonathan Meese ein. Für ihn bleibt Beuys ein omnipräsenter Referenzpunkt zeitgenössischer künstlerischer Praxis. Anlässlich des Beuys-Jahres hat Meese eine eigene Performance erarbeitet, die Beuys Wirken gewohnt anarchisch umkreist.
Zum hundertsten Geburtstag des Ausnahmekünstlers zeigt das Belvedere 21 eine umfassende Schau, die das Werk von Joseph Beuys unter Berücksichtigung seines Wienbezugs würdigt.
Moderatorin Christine Scheucher spricht in der Ausstellung mit Jonathan Meese und Kurator Harald Krejci.
Ö1 Artist Talk: 1.6.2021 um 18.30h im Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien.