Demonstration in Sao Paulo

APA/AFP/NELSON ALMEIDA

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Bolsonaros Kampf gegen Demokratie

"Vorläufige Hölle. Brasilien unter J. Messias Bolsonaro."
Im März 2021 hat Brasilien die Grenze von 300.000 registrierten Corona-Toten überschritten. Der Präsident an der Spitze des Landes verharmlost nach wie vor das Virus und lehnt einen landesweiten Lockdown ab. Wie konnte Bolsonaro im Jänner 2019 als Präsident sein Amt antreten, nachdem in den zehn Jahren unter Lula da Silva rund 30 Millionen Brasilianer/innen aus der Armut in die untere Mittelschicht aufgestiegen sind, sich die Bildungschancen deutlich verbessert haben und Brasilien wirtschaftlich stark wurde?
Eine Recherche von Anselm Weidner.
(Koproduktion WDR/DLF/ORF 2020)

"Ordnung, Wirtschaftswachstum und Moral" - so lauteten die Wahlversprechen von Jair Bolsonaro. Seit seinem Amtsantritt haben sich soziale und ökologische Konflikte dramatisch verschärft. Dann kam Corona.

Sechs von der Militärpolizei erschossene schwarze Jugendliche in einer Favela bei Rio de Janeiro. Ein Präsident, der zu Demonstrationen gegen den Kongress und das höchste Gericht aufruft und das Virus als "Grippchen" verharmlost. Mit diesen Eindrücken begann die Recherche des Autors im März 2020.

Inzwischen ist Brasilien das Land mit der höchsten Zahl von Corona-Toten in Südamerika. Die Regierung Bolsonaro treibt derweil die Repression in den Armenvierteln, den Umbau des Staatsapparats und die Ausbeutung der Amazonasregion voran. Doch stößt sie damit auch aufzunehmenden Widerstand. Brasilien am Rand des Bürgerkriegs, der nächsten Militärdiktatur? - Ein Land der Wiederkehr, der beängstigenden Eruption verdrängter Gewalt aus Kolonialismus- und Diktaturzeiten? Eine Nation, in der Demokratie ein Fremdwort geblieben ist und Vernunft gegen evangelikalen Wahn wenig Chance hat? "Während seiner gesamten Regierungszeit hat Bolsonaro keinen einzigen positiven Vorschlag gemacht. Alle seine Aktionen sind Akte der Demontage. Das ist die Strategie, Institutionen zu zerbrechen, um die Macht der Exekutive zu stärken", analysiert der Schriftsteller Luiz Ruffato.

Redaktion: Eva Roither

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