Arnold Schönberg - ORF/CLASSICA ITALIA
Gedanken für den Tag
Melanie Unseld über Arnold Schönberg
"Sucher in der Moderne". Anlässlich dessen 70. Todestages erinnert die Musikwissenschafterin Melanie Unseld an einen der einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts
12. Juli 2021, 06:56
Der Lebensweg führte Arnold Schönberg von der Oberen Donaustraße 5 im 2. Wiener Gemeindebezirk bis nach Los Angeles, mit Zwischenstationen in Mödling, Berlin, Paris, Boston, New York und anderswo. Ein gewöhnlicher Lebenslauf für jemanden, der aus sogenannten einfachen Verhältnissen stammte und der eine Lehre als Angestellter in der Wiener Privatbank absolvierte, ist dies gewiss nicht. Auch der Normallebenslauf eines Komponisten - wenn es denn einen solchen gibt - sieht anders aus: Dieser hätte Schönberg vielleicht an eine musikalische Ausbildungsinstitution geführt, etwa an das Konservatorium, hätte von ersten Anerkennungen und Debüts bis zu internationalen Erfolgen zu erzählen.
Auch Schönbergs Lebenslauf mündet schließlich in eine internationale Karriere. Der Weg dorthin aber ist von beständigen Brüchen, Abbrüchen, Umbrüchen und - immer wieder - Neuanfängen geprägt. 1874 in die Habsburger Monarchie hineingeboren, als Künstler skandal-umstritten als Kompositionslehrer viel gefragt, ebenso meinungsstark wie krisengeschüttelt, 1925 schließlich an die Preußische Akademie der Künste berufen, dort 1933 aufgrund der nationalsozialistischen Rassengesetze aus dem Staatsdienst entlassen, über Frankreich in die USA fliehend. Eine Umwege-reiche Avantgardekünstler-Exil-Biografie - und vielleicht gerade darin eine Komponisten-Normalbiografie des 20. Jahrhunderts - wenn es denn eine solche gibt.
Umbrüche und Weggabelungen auch im Ästhetischen: verklärte Nacht und Gurre-Lieder, 1. Kammersymphonie, Erwartung und glückliche Hand, Herzgewächse und Pierrot lunaire, Moses und Aron, Kol Nidre und Ein Überlebender aus Warschau.
Ein Werkverzeichnis als komponierte Zeitgeschichte, face to face zu den Umbrüchen der krisengeschüttelten Moderne, oder, um es mit Jacque Le Rider zu sagen, face to face zum Ende der Illusion. In der Umbruch-reichen Avantgarde gehörte Schönberg nicht zu jenen, die bei Neuerreichtem stehen blieben, auch nicht zu jenen, die Umwege scheuten. Kontinuität nur im Sich-Wandeln. Und vielleicht gerade darin: eine Normalbiografie des 20. Jahrhunderts. - Wenn es denn eine solche gibt.
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Arnold Schönberg/1874 - 1951
Bearbeiter/Bearbeiterin: Anton Webern /Arrangement/1883 - 1945
Titel: Kammersymphonie Nr.1 op.9 / Bearbeitung für Klavier u.Streichquartett
* Langsam - Sehr rasch (00:04:49)
Solist/Solistin: Paul Gulda /Klavier
Ausführende: Hagen Quartett
Ausführender/Ausführende: Lukas Hagen /Violine I
Ausführender/Ausführende: Rainer Schmidt /Violine II
Ausführender/Ausführende: Veronika Hagen /Viola
Ausführender/Ausführende: Clemens Hagen /Violoncello
Länge: 04:49 min
Label: DG 4378042