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Radiokolleg - Wem gehören meine Daten?
Souveränität und Selbstbestimmung in der digitalisierten Welt (1). Gestaltung: Daphne Hruby
12. Juli 2021, 09:05
In welchen Intervallen muss die Schnellbahn fahren, um eine möglichst gute Anbindung zu ermöglichen? Welche Anreize sind sinnvoll, um besonders viele Menschen in Beschäftigung zu bringen? Welche Präventivmaßnahmen benötigt Österreich, um die steigende Diabetesrate in den Griff zu bekommen?
Um Fragen wie diese fundiert beantworten zu können braucht es: Daten. Quasi jeder Lebensbereich ist darauf angewiesen. Je vernetzter und komplexer sich eine Gesellschaft gestaltet, auf desto mehr Informationen ist sie angewiesen und desto mehr davon produziert sie auch.
Die Digitalisierung hat die Erfassung und Auswertung von Daten vereinfacht. Digitale Daten sind übersichtlicher, als analoge Systeme. Digitale Daten lassen sich besser analysieren. Digitale Daten sind aber ebenso langlebiger. Eine Verwendung über oder abseits ihrer ursprünglichen Bestimmung ist daher auch wahrscheinlicher.
Mit Daten lassen sich Bewegungsprofile und Verhaltensmuster erstellen - diese können das Leben der Menschen verbessern, sie können aber auch als Kontrollinstrument eingesetzt werden.
Gerade in der Covid-19-Pandemie ist ein Streit über die Datenhoheit entbrannt. Menschen sollen künftig beim Friseur, im Theater oder auf Reisen ständig mittels Daten nachweisen, ob sie getestet, geimpft oder genesen sind. Dieses System "Grüner Pass" stößt einigen Datenschützerinnen und Juristen sauer auf. Wissenschafterinnen und Wissenschafter bemängeln gleichzeitig, dass zu wenige Daten zur Verfügung stünden, um die Wirksamkeit von Maßnahmen, aber auch die Situation allgemein seriös bewerten zu können.
Besonders in der Medizin sind Daten gleichermaßen unentbehrlich wie heikel. In Labors und IT-Zentren wird momentan an der Entwicklung digitaler Zwillinge gearbeitet. Diese virtuelle Kopie eines Menschen kann einerseits genau vorhersagen, welche Therapie bei wem am wirksamsten ist - andererseits wird man dadurch auch zum gläsernen Patienten.
Fakt ist: jede Sekunde werden weltweite unzählige Daten produziert, gesammelt und analysiert. Dieser Trend wird sich nicht aufhalten lassen, er wird sich künftig nur noch beschleunigen. Fachleute meinen daher, es gehe darum die Herrschaft über die Daten zurückzugewinnen.
Tech-Konzerne werden zunehmend zu politischen wie sozialen Entscheidungsträgern. Ihre Algorithmen können Wahlen beeinflussen. Sie wissen von der Schuhgröße über die Herzfrequenz bis hin zur Lieblingsunterhose alles über einen. Gleichzeitig halten sie sich selbst bedeckt. Programmiererinnen und Datenschützer fordern die Offenlegung der Quellcodes, also des Analyseinstrumentariums.
Die Auswertung von Daten kann dem Gemeinwohl dienen, sie kann eine Gesellschaft aber auch in Geiselhaft nehmen.
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- Daphne Hruby