Conchita Wurst

APA/AFP/JOE KLAMAR

Dimensionen

Ambiguitätstoleranz

Ambiguitätstoleranz
Lernen, mit Mehrdeutigkeiten zu leben
Von Wolfgang Streitbörger

Was denn nun? Frau mit Bart? Oder Mann mit Kleid? Thomas Neuwirth alias Conchita Wurst gewann den Eurovision Song Contest 2014 für Österreich. Und er verstörte viele vor ihren Fernsehgeräten: unerträglich, diese Mehrdeutigkeit. Sie wollten entweder Mann oder Frau. Andere fühlten sich zwar befremdet, fanden das Spiel mit dem Mehrdeutigen dann aber doch ganz interessant. Die Jury jedenfalls war überzeugt - und zeigte damit "Ambiguitätstoleranz".

Gut oder böse, schwarz oder weiß, Freund oder Feind: So sehen viele Menschen die Welt. Dass die Dinge oft weniger eindeutig sind, halten sie nur schwer aus - und das macht sie anfällig für Populisten. Doch die Fähigkeit, Mehrdeutigkeit zu akzeptieren, lässt sich trainieren. Vor mehr als 70 Jahren in den USA entdeckte die Psychologin Else Frenkel-Brunswik dieses Persönlichkeitsmerkmal mit dem etwas sperrigem Namen. "Ambiguitätstoleranz" erweist sich heute als hochaktuell. Damit lässt sich einiges im Zusammenleben erklären und besser machen.

Sendereihe