Der Autor Franz Innerhofer

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Radiogeschichten

"Die großen Wörter" von Franz Innerhofer.

Ex Libris - Nachlese
"Die großen Wörter" von Franz Innerhofer.

Achter Teil der "Radiogeschichten"-Sommerserie "Eigensinn und Wirklichkeit" mit ausgewählten Beispielen der österreichischen Literatur der 1970er Jahre. Es war das ein Jahrzehnt der Brüche, die sich durch die gesamte Gesellschaft zogen - mit der Nachkriegszeit, mit Traditionen, mit Geschichtslügen, mit Rollenbildern. Dazu gehörte auch der Bruch mit der in Krisenzeiten in Österreich florierenden Romantisierung der Provinz und des bäuerlichen Lebens.

Sowohl nach 1918 als auch nach 1945 war in der Literatur als auch im Film die Archaik des Landlebens als Bollwerk gegen die Moderne und damit gegen gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Veränderungen, wie sie sich vor allem in den Städten zeigten, ein breitenwirksames, wenngleich immer auch verlogenes, Identitätsangebot. Im Mahlstrom der Geschichte wurde Ländlichkeit als Garant für Kontinuität jenseits der Zeitläufte konstruiert. In den 1970er Jahren wurde dieses Narrativ durch jenen radikalen Realismus aufgebrochen, der sich als Anti-Heimatroman in der Literaturgeschichte festsetzte.

Wobei nicht so sehr der Heimatbegriff in Frage gestellt wurde, als vielmehr der Horror des Archaischen: also ökonomische Abhängigkeitsverhältnisse, Ausbeutung der Arbeitskraft, Gewalt, Alkoholismus, Unbildung - all das unter der weitgehend luftdichten Abdeckung durch Fundamentalkatholizismus und unhinterfragte patriarchale Strukturen.

Franz Innerhofer, der seine Kindheit als Knecht auf dem Salzburger Bauernhof seines Vaters verbrachte, veröffentlichte 1974 den ersten Band seiner aus der eigenen Biografie schöpfenden Romantrilogie über Unterdrückung, Gewalt und Emanzipationsstrategien. "Schöne Tage" hieß das Buch, dem die Bände "Schattseite" und "Die großen Wörter" folgten. In ihnen beschreibt Innerhofer den Weg seines Protagonisten Holl vom Knecht über den Arbeiter zum Studenten. Ein Weg, der nur in diesem Aufbruchsjahrzehnt möglich war.
Gestaltung: Peter Zimmermann

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Aus: Franz Innerhofer - "Die großen Wörter", Roman, Residenz Verlag, 2002

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  • Peter Zimmermann

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