Pavillion der Zukunft, 1964 New York, Weltausstellung

AP/HUSSEIN MALLA

Radiokolleg - Das spekulative Zeitalter

Zukünftiges im Heute finden (1). Gestaltung: Julia Grillmayr

"Was wäre wenn ... ?" Mit dieser Frage beginnt jede Form der Spekulation. Das lateinische speculatio steht für Betrachtung, aber auch Ausspähen und Auskundschaften. Geblickt wird meist in eine nahe oder ferne Zukunft, aber auch alternative Gegenwarten und neu erzählte Vergangenheiten können Motor des spekulativen Denkens sein. In jedem Fall bedeutet Spekulieren ein Jonglieren mit Ungewissheiten. Der spekulative Finanzmarkt wettet auf Preisentwicklungen, die sich erst in der Zukunft manifestieren.

Spekulative Kunst, Design und Literatur denken sich Welten aus, die sich (noch) nicht mit unserer Alltagserfahrung decken. Die spekulative Philosophie fragt nach den letzten Dingen und rüttelt an den Vorstellungen von sicherem Wissen. Der spekulative Feminismus macht Science Fiction zum Werkzeug für Ermächtigung und Emanzipation. Diese Spekulationen bringen Zeitschlaufen in Bewegung. Die Zukunft wirkt auf die Gegenwart und die Gegenwart verändert die Vergangenheit, was wiederum neue Zukünfte hervorbringt.

Die Radiokollegreihe "Das spekulative Zeitalter" tastet die Unterschiede und Gemeinsamkeiten, Potentiale und Gefahren dieser spekulativen Operationen ab. Menschen aus Design, Wirtschaft, Philosophie, Kunst und Kulturwissenschaft formulieren ihre Erwartungen ans Spekulieren und Fabulieren - trotz oder besonders in einer Zeit, die von dystopischen Zukunftsentwürfen und Verschwörungserzählungen wimmelt.

Service

Angesprochene und zitierte Texte:

Armen Avanessian: Metaphysik zur Zeit, Merve, 2018

Laurent Binet: Civilizations, Grasset, 2019 (Deutsch: Eroberung, rowohlt, 2020. Übersetzt von Kristian Wachinger; Roman)

Cherie Dimaline: Empire of Wild, Penguin Random House Canada, 2019; Roman

Donna Haraway: Staying with the Trouble, Duke University Press, 2016 (Deutsch: Unruhig bleiben, Campus Verlag, 2018. Übersetzt von Karin Harrasser)

Eva Horn: Zukunft als Katastrophe, S. Fischer, 2014

Ursula K. Le Guin: The Left Hand of Darkness, 1969 (Deutsch: Winterplanet. Heyne SF&F, 1974, Neuauflage als: Die linke Hand der Dunkelheit. Übersetzt von Gisela Stege; Roman)

Steven Shaviro: "Spekulativer Realismus für Anfänger", Texte zur Kunst #93, 2014

Urs Stäheli: Spektakuläre Spekulationen, Suhrkamp, 2007

Links:

Steven Shaviro: "Defining Speculation", Alienocene, 2019

Karin Harrasser: "In demselben Maß, wie die Wirklichkeit sich erschafft als etwas Unvorhersehbares und Neues, wirft sie ihr Bild hinter sich", In: Franz Thalmair (Hg.): Kunstraum Lakeside, Verlag für moderne Kunst: Wien, 2019

Hyperstition - ein Film von Christopher Roth in Zusammenarbeit mit Armen Avanessian, 2015

Forschungsprojekt "Speculative Space" an der HAW Hamburg

Designforscher Tom Bieling

Frühes Spekulatives Design: "Audio Tooth Implant" von James Auger and Jimmy Loizeau

Petja Ivanovas Spekulatives Design

Philosoph und Künstler Kilian Jörg

Das Institut für Kritische Verschwörungstheorie

Lisa Spalt und das Institut für poetische Alltagsverbesserung (IPA)

Forschungsprojekt "Science Fiction, Fact & Forecast" der Radiokolleg-Gestalterin zu Spekulativer Literatur und Zukunftschau

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