Was digitale Schule kann

9. September 2021, 13:00

"Fast alle Kinder ab 10 Jahren haben inzwischen ein Smartphone. Warum sollten wir diese Geräte, ihre Möglichkeiten und Potentiale nicht sinnvoll in den Unterricht einbauen?" schlägt Erich Schönbächler vor, Mitarbeiter und Lehrender am Zentrum für Lerntechnologie und Innovation der pädagogischen Hochschule Wien.

Im Herbst werden auf Initiative des Bildungsministeriums 150.000 Laptops und Tablets an die Schüler und Schülerinnen der fünften und sechsten Schulstufe ausgeliefert. Die Schulen mussten dafür ein Digitalisierungskonzept vorlegen, und es war ein gemeinsamer Beschluss von Lehrpersonal, Eltern und SchülerInnen notwendig. 1502 Schulen, 93% aller Standorte, entschieden sich für dieses Angebot. Es ist damit die erste flächendeckende Aktion in Österreich, die die Klassenzimmer einer digitalen Schule ein Stück näherbringt.

"Es wird nicht reichen, dass die Kinder den Laptop aufklappen und es weiterhin einen Frontalunterricht in den Klassen gibt", kommentiert Thomas Strasser, Professor für technologieunterstütztes Lernen. "Ziel sollte vielmehr eine Vermischung aus digitalem und analogem Lernen sein, wir nennen das Blended Learning. Das bedeutet, dass Unterricht künftig zeitlich und örtlich anders gedacht wird," sagt der Experte. Es brauche mehr als die Hardware: eine pädagogische Begleitung, aber auch geeignete Lernplattformen.
Wie sehen erfolgreiche Beispiele für digitales Lernen an Schulen aus? Welche Methoden und Lerntheorien haben sich bewährt und wo steht die Forschung im Bereich digitale Bildung?

Erich Schönbächler hat eine Berufslehre als Maschinenbauzeichner absolviert und ist schließlich 2016 als Lehrer an eine Praxismittelschule gegangen. Während der Pandemie unterrichtete er an einer Primar- und Sekundarschule. "Wir hatten in dieser Zeit täglich mindestens eine Stunde, wo ich die Schüler und Schülerinnen über Zoom, also im digitalen Raum getroffen habe und es nicht nur um Unterrichtsstoff ging, sondern hauptsächlich um Themen, die sie gerade beschäftigen", erzählt Schönbächler. "Wir haben gemeinsam gesungen, gelesen und geredet; im Präsenzunterricht kommt das meist zu kurz."

Am Zentrum für Lerntechnologie und Innovation verbinden sich Forschung und Praxis. Was von Experten wie Thomas Strasser in der Theorie erarbeitet wird, setzen Praktiker wie Erich Schönbächler um. "Digitales Lernen hat Vorteile für Kinder, deren Erstsprache nicht die Unterrichtssprache ist. Automatisierte Übersetzungen können helfen. Überhaupt ist das Thema des barrierefreien Unterrichts in Zusammenhang mit digitalem Lernen spannend!"
Kann digitale Technik die Kommunikation in der Schule neu strukturieren und auch die sozialen Angebote an die Kinder verbessern, neben den fachlichen? Welche Kompetenzen braucht pädagogisches Personal, um den Schritt zu einer hybriden Form der Schule zu meistern?

Die beiden Experten bieten im Gespräch mit Elisabeth Scharang einen Ausblick und Beispiele für die Möglichkeiten eines digitalen Klassenzimmers.
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