Martin Lintner über Mensch und Tier

2. Oktober 2021, 06:56

Heinrich Zimmermann war ein jüdischer Schriftsteller und Kynologe, d.h. ein Hundeforscher. 1888 geboren, wurde er 1942 von den Nationalsozialisten ermordet. Von ihm stammt das "Lexikon der Hundefreunde", das er 1933 in zwei Bänden publiziert hat. Bereits ab 1923 hatte er die Zeitschrift Mensch und Hund, das führende Blatt der Hundefreunde herausgegeben.

Außer Wissenschaftlern, die sich mit der Geschichte der Hundeforschung befassen, dürfte der Name Heinrich Zimmermann nur wenigen bekannt sein. Er spielt aber eine wichtige Rolle für den internationalen Tierschutz. Am 4. Oktober 1925 organisierte er im Berliner Sportpalast zum ersten Mal eine Veranstaltung zum Thema Tierschutz. Sechs Jahre später, am 8. Mai 1931, gelang es ihm, bei einem internationalen Tierschutzkongress in Florenz zu bewirken, dass der 4. Oktober in jedem Jahr als internationaler Tierschutztag begangen wird. Dieses Datum war nicht zufällig gewählt. In der katholischen Kirche ist der 4. Oktober der Gedenktag des heiligen Franziskus von Assisi, der für seine Liebe zu den Tieren bekannt ist und als Schutzpatron der Tiere verehrt wird.

Zimmermann engagierte sich für einen gewaltfreien Umgang mit den Tieren. Bei der Erziehung von Hunden setzte er auf Trainingsmethoden, die auf Strafen und Zufügung von Schmerzen verzichten. Es ist absurd und paradox, dass ihn die Nationalsozialisten unter dem Vorwand der Tierquälerei verhaftet haben. Das nationalsozialistische Tierschutzgesetz, mit dem unter anderem das Schächten, die rituelle Schlachtung von Tieren im Judentum, verboten worden ist, war von Anfang an antisemitisch motiviert. 1942 wurde den Juden jegliche Tierhaltung untersagt.
Übermorgen, am 4. Oktober, begehen wir wieder den jährlichen internationalen Tierschutztag. Ich möchte an diesem Tag auch der Tierliebe von Heinrich Zimmermann gedenken, dem wir diesen Tag verdanken.

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• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler