Programminitiative Musik global - Rassismus in der Musik

6. Oktober 2021, 14:05

Die "übernatürliche Macht des Schicksals klopft an die Türen all der Werke", die in diesem Studiokonzert des BBC Symphony Orchestra unter der Leitung des "talentierten jungen Dirigenten Jonathan Heyward", dem Chefdirigenten der Nordwestdeutschen Philharmonie, aufgeführt wurden, so Radio 3 der BBC.


Besser Inklusion als Diversität

Ihm gehe es darum zu zeigen, "wie ähnlich jene, die wegen ihrer Hautfarbe oder wegen ihres Geschlechts übersehen wurden, denen sind, die es in den Mainstream geschafft haben und dass ihre Musik dieselbe Qualität" habe. "Gerade als schwarzer Dirigent kann ich viel mit der Idee von Inklusion anfangen", so Heyward in einem Interview mit BR-KLASSIK. "Meine Mutter hat osteuropäische Wurzeln, halb russisch, halb jugoslawisch. Mein Vater ist gebürtiger New Yorker und wurde in Harlem groß. In gewisser Weise bin ich also selbst ein Produkt von Inklusion. Deshalb bin ich, glaube ich, so interessiert daran, auch mit Blick auf die klassische Musik die Frage zu stellen: Wie können wir das integrieren, mitnehmen, was schon da ist?


Fate Now Conquers

Eröffnet wurde der Abend mit einem kurzen Werk des US-amerikanischen Komponisten Carlos Simon. Mit "Fate Now Conquers" wollte der in Atlanta, Georgia geborene Komponist "den täglichen Herausforderungen im Leben Beethovens meinen Respekt erweisen." Simon ist einer der Preisträger der Sphinx Medal of Excellence 2021. Die Sphinx Medal of Excellence ist die höchste Auszeichnung der Sphinx-Organisation, mit der "außergewöhnliche schwarze und lateinamerikanische Musiker der Klassikmusik" geehrt werden.


Sklavensohn, Schwertkämpfer, Geiger, Komponist

Die italienische Geigerin Francesca Dego spielte das 2. Violinkonzert von Joseph Boulogne Chevalier de Saint-George. Dieses Werk, so die BBC, "des Sohnes eines senagalesischen Sklaven, der ein abenteuerliches Leben führte - er war Schwertkämpfer, außergewöhnlicher Geiger und Komponist - erstrahlt in barocker Brillanz."


Fast ein Requiem für Mozart?

Josephs Haydns Symphonie Nr. 98 entstand in London. Ob man den 2. Satz, das Adagio, "fast" als "Haydns Requiem" für den 24 Jahre jüngeren Mozart verstehen kann? Es kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Gerüchte über Mozarts Tod waren Haydn im Dezember 1791 in London zu Ohren gekommen. Erst Anfang 1792 bestätigten sie sich. Immerhin weist das Adagio einige Ähnlichkeiten mit dem Andante cantabile aus Mozarts Symphonie KV 551 auf. Mit Genauigkeit hat sich nicht rekonstruieren lassen, wann das im März 1792 uraufgeführte Werk komponiert wurde - bereits im Juni 1791 oder knapp vor der Uraufführung?

Service

BR Klassik

Vera Baur: Symphonie in B-Dur, Hob. I:98. In: Renate Ulm (Hrsg.): Haydns Londoner Symphonien. Entstehung - Deutung - Wirkung. DTV München und Bärenreiter-Verlag Kassel, 2007

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger

Übersicht

• Musik global