Gartenzwerge

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doublecheck - das Ö1 Medienmagazin

Die große Fehl-Schaltung

Das toxische System Fellner +++ Die Scheinheiligkeit der Guten +++ Die blinden Länder-Flecken
Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Stefan Kappacher und Birgit Pointner

Die Medienkorruptionsaffäre um manipulierte Umfragen und mutmaßlichen Missbrauch von Steuergeld zu deren Finanzierung hat nicht nur zum Rücktritt von Sebastian Kurz als Bundeskanzler geführt. Die Affäre hat auch Österreichs Medien in eine beispiellose Identitätskrise gestürzt. Hubert Patterer, der Chefredakteur der "Kleinen Zeitung", spricht von einer "hochtoxischen" Situation. Medienleute versuchen, die Nähe, die sie zum Teil über Jahre gepflegt haben, schnell loszuwerden.

Das toxische System Fellner

Wer zahlt, schafft an. Mit seinem fragwürdigen Geschäftsmodell und Journalismus-Verständnis hat Wolfgang Fellner die österreichische Medienlandschaft geprägt wie kaum jemand anderer. "Die Beseitigung aller Schranken" nennt Falter-Herausgeber Armin Thurnher diesen sprichwörtlichen "Fellnerismus". Und die Politik sitzt mit im Boot: aus Eigeninteresse, aber auch aus Angst, wie ehemalige Politikerinnen und Politiker berichten.

Die Scheinheiligkeit der Guten

Wenn die Vertreter der anderen Medien jetzt mit dem Zeigefinger auf Fellner zeigen und dessen allseits bekannte Methoden als einziges Übel kritisieren, dann sei da viel Scheinheiligkeit dabei, sagt Florian Skrabal von Dossier. Diese Plattform befasst sich immer wieder mit dem Thema Inserate und wie die Zeitungen damit umgehen. Faktum ist: Alle profitieren von den ohne Kriterien vergebenen Millionen, nicht nur der Boulevard. Und es gibt weitere Besonderheiten in der österreichischen Medienlandschaft, über die man im Ausland nur den Kopf schüttelt: dass so viele Journalisten mit Spitzenpolitikern per Du sind zum Beispiel und dass es Chefredakteure gibt, die gleichzeitig auch als Geschäftsführer fungieren.

Die blinden Länder-Flecken

Die Bundesregierungen haben seit 2012 - so lange gibt es die Medien-Transparenzdatenbank - rund 200 Millionen Euro an Inseraten geschaltet, die Landesregierungen sogar 300 Millionen, davon zwei Drittel die Stadt Wien. Von den Inseratenbudgets der Länder gehen hohe Anteile an die Bundesländer-Zeitungen, die sich regelmäßig über die Schaltungen im Boulevard ereifern. In Vorarlberg gehen 41 Prozent an den Platzhirschen "Vorarlberger Nachrichten", wie der Journalist Andreas Wetz in seinem neuen Buch "Näher als erlaubt" schreibt. Im Ländle gibt es noch andere Inseraten-Besonderheiten. Und in Wien haben die Grünen aufgezeigt, dass das berühmte Beinschab-Österreich-Tool auch im Gemeinderats-Wahlkampf 2020 zur Anwendung gekommen sein könnte.

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