Praxis - Religion und Gesellschaft

Impfen als religiöse Pflicht?

Impfpflicht: auch eine Frage von Religion und Ethik +++ Jüdische Synagoge in Ljubliana eröffnet +++ Corona Krise: Frauenarmut im Fokus

Impfpflicht: auch eine Frage von Religion und Ethik

Die Corona-Impfung sei für Musliminnen und Muslime "eine religiöse Pflicht", sagt der österreichische Imam Tarafa Baghajati: "Jede Gefährdung des eigenen Lebens, aber noch viel mehr des anderen Lebens, ist eine große Sünde im Islam." Papst Franziskus sieht das ähnlich und spricht von einer "moralischen Pflicht": Sich impfen zu lassen habe "etwas mit Liebe zu tun". 40.000 Menschen waren hingegen laut Polizei am Samstag in der Wiener Innenstadt unterwegs, um gegen die geplanten Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Die Stimmung war aufgeheizt.

Vor allem die am Tag zuvor von der Bundesregierung verkündete Impfpflicht ab Februar war ihnen ein Dorn im Auge. Viele wähnen sich in einer "Diktatur" und scheuen gar vor Vergleichen zwischen den Corona-Maßnahmen mit den Nürnberger Gesetzen nicht zurück, was der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister als "geradezu pervers" bezeichnet. Auch wenn das Recht auf individuelle Freiheit und Selbstbestimmung über den eigenen Körper ein elementares, starkes Grundrecht sei, so sei es kein schrankenloses, meint der evangelische Theologe und Ethiker Ulrich Körtner. Er sieht darum "keine ethisch zu rechtfertigenden Gründe, sich der Impfung verweigern". Gestaltung: Maresi Engelmayer


Jüdische Synagoge in Ljubliana eröffnet

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden rund sechs Millionen Jüdinnen und Juden ermordet und in ganz Europa tausende Einrichtungen jüdischen Lebens vernichtet: Versammlungsräume, Bethäuser und Synagogen. Das Ziel war die Auslöschung des Judentums. Stand in den vergangenen Jahrzehnten vor allem das Gedenken an diese Gräueltaten im Vordergrund, will man in vielen jüdischen Gemeinschaften nun mehr und mehr den Blick in die Zukunft richten und neues jüdisches Leben in den Mittelpunkt rücken.

So auch in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana. Dort ist am 9. November, also bewusst an jenem Tag, an dem im Zuge der Novemberpogrome 1938 in Mitteleuropa Synagogen gebrannt haben, die neue Synagoge eröffnet worden. Gestaltung: Marcus Marschalek und Jutta Steiner


Corona Krise: Frauenarmut im Fokus

Am 25. November ist der "Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen". Ein wichtiger Faktor dabei ist auch die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen, denn finanzielle Abhängigkeit macht es Frauen auch besonders schwer, Gewaltbeziehungen zu entfliehen. Doch Armut ist nach wie vor eines der Tabu-Themen unserer Gesellschaft. In Österreich gelten rund 1,2 Millionen Menschen als armutsgefährdet. Die sogenannte Armutsgefährdungsschwelle hat im Vorjahr für einen Einpersonenhaushalt 1.328 Euro pro Monat betragen.

Gerade durch die Corona-Pandemie sei Armut ein ganzes Stück weiter in die Gesellschaft eingedrungen, heißt es von Seiten der Caritas. In den Beratungsstellen würden sich Menschen melden, die nie gedacht hätten, dass sie einmal die Hilfe der Caritas bräuchten, so die Hilfsorganisation. Besonders belastend sei dabei die Pandemie für Frauen, die häufiger den Arbeitsplatz verloren hätten als Männer. Insbesondere für Alleinerzieherinnen habe sich die Lage deutlich zugespitzt. Andreas Mittendorfer war noch vor dem Lockdown mit der Caritas bei einem Lokalaugenschein zum Thema Frauen-Armut in Salzburg.

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