Tonspuren

Die sieben Leben des Victor Hugo

Gott schuf die Katze, damit der Mensch einen Tiger zum Streicheln hat. Die sieben Leben des Victor Hugo. Szenische Collage von Stefan Weber

Zwölf junge Poeten halten Totenwache neben dem Sarg unter dem Arc de Triomphe in Paris, als im Morgengrauen des 1. Juni 1885 der Leichenwagen erscheint, ganz nackt, ganz schwarz, mit zwei verlorenen kleinen Kränzen aus weißen Rosen, um seinen Leichnam ins Panthéon zu überführen. Vorbei an zwei Millionen vergnügten Menschen, die die Straßen säumen und sich ein rauschendes Volksfest geben. Es wird das drittgrößte Begräbnis aller Zeiten.

Victor Hugo ist seit der skandalumwitterten Uraufführung seines Dramas "Hernani" 1830 der unangefochtene literarische Kopf der französischen romantischen Schule, politisch setzt er sich für die Abschaffung der Todesstrafe ein und hat die Vision von den Vereinigten Staaten Europas. Trotzdem umwittert ihn immer wieder der Geruch des bourgeoisen Wendehalses, weil er sich zum richtigen Zeitpunkt nacheinander als Bonapartist, Légitimist, Orléanist oder Republikaner gibt.

Als er Frankreich 1851 nach erfolglosem Kampf gegen den Putsch Napoleon III. verlassen muss, richtet er es sich auf der idyllischen Kanalinsel Guernsey in seinem "Kristallpalast" feudal ein. Von hier aus giftelt er gegen "Napoleon den Kleinen" um nach dessen Sturz 1871 als "Prophet der Republik" nach Frankreich zurückzukehren. Fünf Jahre später wird er bis zu seinem Tod Senator der Dritten Republik und hinterlässt ein vielfaches Millionenerbe. - Es berichten seine Frau Adèle, seine Feinde und Neider, seine Freunde.

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