
APA/DPA/JULIAN STRATENSCHULTE
Medizin und Gesundheit
Omikron - Bedrohlicher Tsunami oder Chance auf breite Immunität?
13. Jänner 2022, 16:05
Wenn es nicht in mehrfacher Hinsicht so tragisch wäre, könnte man sagen: Seit 2020 beginnt ein "gutes" neues Jahr mit einer neuen Welle.
Der Ausnahmezustand im Corona-Zeitalter ist mittlerweile gelebte Normalität und in der Bevölkerung sorgen die fast täglich neuen Verordnungen zur Pandemiebekämpfung kaum noch für überraschte Reaktionen. Allerdings bei Einigen für gehörigen Unmut.
Mit Omikron ist seit November 2021 eine neue Virusvariante auf den Plan getreten. Die tägliche Inzidenz liegt hierzulande im fünfstelligen Bereich und steigt derzeit steil an.
Auch wenn die aktuell grassierende Mutation mit einem milderen Erkrankungsverlauf einhergeht, gibt man sich, aufgrund der großen Zahl der zu erwartenden Neuinfektionen, besorgt. Man spricht gar von einem Tsunami, der zurzeit über die Bevölkerung rollt und die Krankenhäuser, auch durch den Ausfall des Spitalspersonals, wieder einmal an die Kapazitätsgrenzen bringt.
Fluch oder Segen?
Und nun zur Frage der sogenannten "Herdenimmunität"? Manche Expertinnen hoffen, dass die breite Durchseuchung mit Omikron uns im günstigsten Fall zu Gute kommen kann. Andere sind sich da nicht so sicher und warnen vor den Folgen des Omikron-Tsunamis. Denn vor allem Ungeimpfte können durchaus schwere Krankheitsverläufe haben.
Tatsache ist, dass sich die Immunitätslage in der Bevölkerung aufgrund der derzeitigen extrem hohen Infektionsraten verändern wird. Was das letztendlich bedeuten wird, ist noch unklar. Denn Omikron hat es gerade erst gezeigt. Es ist zu erwarten, dass weitere, neue Mutationen es wiederum schaffen können, die Antwort des menschlichen Immunsystems zu umgehen. Das letzte Wort in Sachen ausreichende Immunität gegen Coronaviren ist also noch nicht gesprochen.
Andere Länder, andere Sitten
Wie mittlerweile fast schon üblich gehen die einzelnen Nationen unterschiedlich mit der Situation um: Während man in England die momentane Welle "durchrauschen" lässt, verhängten die Niederlande zum Jahreswechsel einen Lockdown. Und Südafrika, wo Omikron erstmals nachgewiesen wurde, hat fast alle Corona-Schutzmaßnahmen aufgehoben.
In Österreich setzt man hingegen auf ausgedehntes Testen, die Booster-Impfung, den Lockdown für Ungeimpfte oder eine FFP-2-Maskenpflicht. Zudem hält der Gesundheitsminister nach wie vor an der Impfpflicht fest, auch wenn sich in den letzten Tagen Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme mehren.
Denn auch mehrfach geimpfte Personen erkranken, wenn auch deutlich seltener schwer.
Unsere Expertin im FH Wien, die Epidemiologin Univ.-Prof.in Dr.in Eva Schernhammer, sieht zwar die Notwendigkeit, die Impfstoffe eventuell anzupassen. Dennoch sei eine Grundimmunisierung auch als Schutz vor Omikron sinnvoll.
Wie gefährlich ist die Omikron-Mutante?
Als harmlos möchte der klinische Pharmakologe Markus Zeitlinger die aktuelle Variante allerdings nicht verstanden wissen: So habe man in Dänemark schließlich ein "all-time-high" bei den Hospitalisierungen. In den USA so hohe Intensivbelegungszahlen wie seit Jahren nicht mehr.
Zwar stünden in Kürze mit den antiviralen Medikamenten dem Antikörper Molnupiravir und Paxlovid zwei Substanzen zur Verfügung, die, früh angewendet, den Verlauf einer Erkrankung durch das SARS-CoV-2-Virus abmildern. Dies sei aber, so Zeitlinger, nur Plan B. Plan A sei nach wie vor die Impfung.
Dr. Ronny Tekal beleuchtet in der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors mit seinen Gästen die Auswirkungen der Omikron-Variante auf den Pandemieverlauf sowie die Effektivität von Tests, Impfungen und der neuen Corona-Medikamente.
Moderation: Dr. Ronny Tekal
Sendungsvorbereitung: Dr. Ronny Tekal und Dr. Christoph Leprich
Redaktion: Dr. Christoph Leprich und Lydia Sprinzl, MA
Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.
Haben Sie bereits eine Infektion mit den "alten SARS-COV 19-Viren" oder der neuen Omikron-Variante durchgemacht?
Waren Sie geimpft bzw. genesen?
Wie ist es Ihnen ergangen?
Erachten Sie die neuen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, angesichts der Dynamik von Omikron, für sinnvoll?
Sind Sie für oder gegen eine Impfpflicht?
Service
Im Studio im Funkhaus Wien:
Univ.-Prof.in DDr.in Mag.a Eva Schernhammer
Leiterin der Abteilung für Epidemiologie
Medizinische Universität Wien
Zentrum für Public Health
Kinderspitalgasse 15
A-1090 Wien
T: +43 1 40160-34704
E-Mail
Homepage
Gast am Telefon:
Assoc. Prof. Priv. Doz. Dr. Markus Zeitlinger
Facharzt für Innere Medizin und Klinische Pharmakologie
Vorstand Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie
Währinger Gürtel 18-20,
A-1090 Wien
T: +43/1/40400 29810
E-Mail
Homepage
Info-Links:
AGES Dashbord zu Corona
WHO Zahlen zu Omikron (BBC, 2022)
Robert Koch Institut
Informationen zu Long-Covid (Gesundheitsministerium)
Debatte zur Impfpflicht (news.orf.at, 1/2022)
Expertencheck zu Corona der Meduni Wien
Was Paxlovid und Molnupiravir versprechen (ZDF, 12/2021)