Dinosaurier vor dem KHM

KHM WIEN/GÜNTHER NIKODIM

Vom Leben der Natur

Dinosaurier - Realität und Fiktion

Vom Fossil zum Film.
Die Paläontologin Ursula Göhlich vom Naturhistorischen Museum Wien spricht über die Darstellung von Dinosauriern.
Teil 2: Rätselraten rund um den Europasaurus
Gestaltung: Julia Grillmayr

Niemand hat sie je lebend zu Gesicht bekommen und trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - haben sie eine große Faszinationskraft: Dinosaurier. Vor mehr als 65 Millionen Jahren ausgestorben, bevölkern sie seit Jahrzehnten zahllose Filme und Fernsehserien für Kinder und Erwachsene. Das Naturhistorische Museum Wien zeigt in der aktuellen Ausstellung "KinoSaurier" wie sich die filmische Darstellung der Riesen gestaltet und verändert hat - von dem Zeichentrick "Gertie the Dinosaur"
aus dem Jahr 1914 bis zu rezenten Hollywood-Filmen wie der Jurassic Park-Reihe.

An diesen Darstellungen lassen sich die jeweiligen wissenschaftlichen Erkenntnisse der Zeit ablesen, wie die Paläontologin Ursula Göhlich erklärt. Es sei ein langer Weg vom Fund fossiler Knochen und Rückstände bis hin zum ganzheitlichen Bild eines Tieres und seiner Lebenswelt.
Während man aus Fossilien recht schnell und zuverlässig Körperformen und anatomische Details schließen kann, gibt es etwa nach wie vor viele offenen Fragen, wie die Körperoberfläche von Dinosauriern ausgesehen hat. So haben die sogenannten Paläo-Künstlerinnen und -Künstler, die für die Wissenschaft und anhand von Forschungsergebnissen Bilder von ausgestorbenen Tieren zeichnen, viel Freiheit und Spielraum, was die Farbe der Dinosaurier betrifft. "Das sind die Bilder, die uns prägen", sagt Göhlich.

In populären Darstellungen passiert es allerdings auch, dass wissenschaftliche Erkenntnisse absichtlich ignoriert werden. Die berühmten "Raptoren" aus Jurassic Park etwa sind an der Gattung Velociraptor gemodelt, die mit großer Wahrscheinlichkeit befiedert war. "Bis heute werden Dinosaurier in Filmen ohne Federn dargestellt", erklärt Göhlich, "man hat wohl Angst, dass die Tiere mit Federn weniger angsteinflößend wären". Dinosaurier und allen voran der Tyrannosaurus Rex sind nämlich in den meisten Filmen die Bösewichte - auch das ist ein Bild, mit dem die Paläontologie aufräumen will. Was diese Beispiele allesamt zeigen, ist, dass zwischen Fossilfund und Film lange und aufwändige Prozesse des Spurensuchens, Puzzelns, Rätselns, Vergleichens und Interpretierens liegen.

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GESPRÄCHSPARTNERIN:
Privatdoz. Dr. Ursula Göhlich
Kuratorin für Wirbeltierpaläontologie
Naturhistorisches Museum Wien

AUSSTELLUNG:
KinoSaurier - Fantasie und Forschung
Noch bis 18.4. 2022 im Naturhistorischen Museum Wien

Sendereihe