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Gedanken für den Tag
Heiner Boberski über Politische Schattenseiten von Olympia
Olympia auf dünnem Eis - Gedanken zu den Olympischen Winterspielen in Peking von Heiner Boberski, Journalist und Buchautor
31. Jänner 2022, 06:56
Olympia ruft - und die "Jugend der Welt" eilt zum völkerverbindenden Treffen im Zeichen der fünf Ringe, um sich fair im edlen sportlichen Wettstreit zu messen. So sieht das Ideal der Olympischen Spiele der Neuzeit aus, die der französische Baron Pierre de Coubertin nach antikem Vorbild begründet hat. Die moderne Tradition begann mit den Sommerspielen 1896 in Athen. 1924 wurden erstmals Olympische Winterspiele veranstaltet - im französischen Wintersportort Chamonix.
Man mag die Frühzeit der Olympischen Spiele als "gute alte Zeit" verklären, aber auch in dieser Epoche spielte schon die Politik mit. Weil man ihnen die Schuld am Ersten Weltkrieg gab, durften Deutschland, Österreich, Ungarn, Bulgarien und die Türkei nicht an den Olympischen Sommerspielen 1920 teilnehmen.
Deutschland blieb auch von den ersten Winterspielen ausgeschlossen. Österreich konnte in Chamonix dabei sein und nützte diese Chance zum Gewinn von drei Medaillen im Eiskunstlauf, zwei davon aus Gold. Der alpine Skilauf stand damals noch nicht auf dem Programm.
Das politische Eis ist für Olympia seither nicht fester, sondern dünner geworden. Immer wieder überschatteten neben Terroranschlägen und Dopingskandalen diverse Boykotte die Olympischen Spiele. Zu Recht kritisiert man häufig die Auswahl der Veranstaltungsorte. Manchmal wurde sie nachweislich von Korruption beeinflusst. Wiederholt ist deutlich geworden, dass die Führungen der betreffenden Länder nur an Prestigegewinn denken, sich aber nicht um Menschenrechte oder die Umwelt kümmern. In demokratischen Ländern scheitern Bewerbungen jedoch oft am Widerstand der Bevölkerung, die von so einem Spektakel mehr negative als positive Effekte erwartet. Und jüngst sorgte die Corona-Pandemie für eine Verschiebung der Sommerspiele und für Zweifel, ob die Winterspiele in China planmäßig durchgeführt werden können.
Nun finden sie trotz aller Bedenken statt. Eine tröstliche chinesische Weisheit lautet: "Alle Dunkelheit der Welt kann das Licht einer einzigen Kerze nicht auslöschen." Die Wahrscheinlichkeit ist gering, aber die Hoffnung lebt, dass durch das Olympische Feuer auch Politikern des Veranstalterlandes, und nicht nur ihnen, ein Licht aufgeht.
Service
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Spyridon Samaras 1861 - 1917
Bearbeiter/Bearbeiterin: Donovan Seidle
Album: SOUNDS OF VANCOUVER 2010 - OPENING CEREMONY COMMEMORATIVE ALBUM
Titel: Olympic Anthem
Anderssprachiger Titel: Olympische Hymne
Textanfang: Olympian flame immortal whose beacon lights our way, emblaze our hearts with the fires of hope on this momentous day
Solist/Solistin: Measha Brueggergosman
Orchester: The Vancouver 2010 Orchestra
Länge: 02:00 min
Label: EMI 6280962