Harriet-Tubman-Statue in Philadelphia

AP/MATT ROURKE

Praxis - Religion und Gesellschaft

Black History Month: Harriet Tubman und die Underground Railroad

Underground Railroad: Schwarze Freiheitskämpferin Harriet Tubman +++ Willkür und Angst in Afghanistan +++ Father James Martin: LGBTIQ-Ikone in den USA

1. Underground Railroad: Schwarze Freiheitskämpferin Harriet Tubman

Bucktown im US-Bundesstaat Maryland: eine Straßenkreuzung, eine Farm, ein paar Häuser, ein historischer Krämerladen. In der Mitte des Dorfes steht eine kleine, baufällige Kapelle: die Bazzel Church. Nur zwei Mal im Jahr kommt die Gemeinde zum Gottesdienst zusammen - auf Klappstühlen auf der Wiese vor dem Gotteshaus. Der Ort ist eine Pilgerstätte. Hier fand einst die berühmteste Sklavenbefreierin der Vereinigten Staaten von Amerika zu ihrem Glauben: Harriet Tubman.

Die 1822 geborene Schwarze Freiheitskämpferin floh aus der Gefangenschaft, kehrte aber mehrmals zurück, um Freunde und Familie zu befreien. Die tiefgläubige Tubman war Aktivistin der "Underground Railroad", einem informellen Schleusernetzwerk, dem auch Colson Whitehead in seinem gleichnamigen Roman ein Denkmal gesetzt hat. Ernestine Wyatt, die Ur-Ur-Ur-Großnichte von Harriet Tubman meint über ihre berühmte Vorfahrin: "Sie ist Teil der US-amerikanischen Geschichte - besonders für uns Afroamerikaner. Sie war zwar körperlich sehr klein, aber innerlich sehr stark. Vor allem hatte sie eine große spirituelle Kraft."

Rechtzeitig zu ihrem 200. Geburtstag soll Tubman nun als erste Afroamerikanerin auf der Vorderseite der neuen 20-Dollarnote abgebildet werden. Im "Black History Month" haben sich Michael Marek und Anja Steinbuch auf Spurensuche begeben - unter anderem in Harriet Tubmans Gemeinde, der African Methodist Episcopal Zion Church in Maryland.


2. Willkür und Angst in Afghanistan

In Afghanistan haben die militant-islamistischen Taliban nach ihrer Machtübernahme im August angekündigt, die Rechte von Frauen auf Arbeit und Bildung zu achten. Zuletzt mehrten sich aber Meldungen, die ein gegenteiliges Bild zeigen. Auch die Vereinten Nationen warnten, dass die Taliban versuchten, Frauen zunehmend aus dem öffentlichen Leben zu drängen und sprechen von einer "groß angelegten und systematischen Diskriminierung" und von "Gewalt gegen Frauen und Mädchen".

"In den vergangenen 20 Jahren gab es für Frauen in Afghanistan eine merkbare Verbesserung ihrer Lage. Viele Mädchen waren in der Schule, viele Frauen waren Ärztinnen, Richterinnen oder in der Regierung tätig", berichtet Annemarie Schlack, Geschäftsführerin von "Amnesty International Österreich".

"Das hat sich schlagartig verschlechtert: Frauen dürfen ohne männlichen Vormund nicht mehr auf die Straße und damit auch nicht mehr arbeiten gehen, Mädchen ab zwölf Jahren dürfen auch nicht mehr in die Schule." Stefan Recker ist als Mitarbeiter von Caritas International, dem weltweit tätigen Hilfswerk der deutschen Caritas, direkt vor Ort in Kabul. Die Willkür und Unklarheit in Bezug auf die jeweiligen Vorgaben der Taliban würde die Frauen noch zusätzlich belasten, berichtet er: "Es ist für die Frauen nicht berechenbar, was für sie gerade noch möglich ist und was nicht." Gestaltung: Andreas Mittendorfer


3. Father James Martin: LGBTIQ-Ikone in den USA

"Dass sie sich nicht als Teil ihrer eigenen Kirche fühlen, ist am schwierigsten für queere Gläubige zu verkraften", sagt Father James Martin. "Als die einzigen herausgegriffen zu werden, deren Leben nicht mit der Lehre der katholischen Kirche im Einklang ist. Sie fühlen sich misshandelt, wie Aussätzige." Man kann ihn getrost eine Ikone der LGBTIQ -Seelsorge in den USA nennen: den amerikanischen Jesuitenpater James Martin. Wegen seines Engagements wird er in der eigenen Kirche vielfach angefeindet, zumal von den sehr konservativen Kreisen unter den US-Katholiken und -Katholikinnen sowie der amerikanischen Bischofskonferenz.

Papst Franziskus jedoch hat schon mehrfach gezeigt, dass er große Stücke auf ihn hält: Nicht zuletzt als er den katholischen Theologen, Priester und Autor 2017 als Berater ins "Dikasterium für die Kommunikation", also in jenes Amt, das für die gesamte Öffentlichkeitsarbeit des Vatikan zuständig ist, berufen hat. Judith Fürst hat mit Pater Jim, wie er sich nennt, unter anderem über seinen ganz persönlichen Weg zur LGBTIQ-Seelsorge und über die Aktion "Out in Church" gesprochen, im Zuge derer sich in Deutschland mehr als 125 Mitarbeiter/innen der katholischen Kirche als queer geoutet haben.

Service

Zu Underground Railroad: Schwarze Freiheitskämpferin Harriet Tubman:
Buch: Colson Whitehead: Underground Railroad: Roman. Pulitzer-Preis 2017, Nikolaus Stingl (Übersetzer), Carl Hanser Verlag; 4. Edition (21. August 2017)

Offizieller UNDERGROUND RAILROAD Trailer Deutsch 2021
Mit Revolver & Vision: Harriet Tubman
AME Zion Church Wikipedia
African Methodist Episcopal Zion Church
Radiokolleg: Colson Whitehead: "Underground Railroad"


Links zu Willkür und Angst in Afghanistan:
Caritas International
Amnesty International

Links zu Father James Martin: LGBTIQ-Ikone in den USA:
Christ in der Gegenwart - "Der Hass ist erstaunlich"
Pater James Martin
America - The Jesuit Review
Theologinnen: #OutInChurch - "Schreckmoment" für Kirche
Regenbogenpastoral begrüßt queere Initiative

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