Mutter mit Kindern

AP/ANDREEA ALEXANDRU

Medizin und Gesundheit

Krieg in der Ukraine - Wie kann man den Verletzten und Traumatisierten helfen?


Seit 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Die Welt blickt entsetzt auf die eskalierende Situation inmitten Europas. So hat der militärische Angriff Russlands unter Wladimir Putin auf den souveränen Nachbarstaat bereits jetzt großes menschliches Leid verursacht. Über Nacht ist für die ukrainische Bevölkerung das Unfassbare zur Realität geworden. Wehrpflichtige Männer verabschieden sich von ihren Familien an der Landesgrenze, um sie in Sicherheit zu wissen und ziehen danach in den Krieg. Die Ukrainerinnen und Ukrainer durchleben zurzeit traumatische Ereignisse, deren psychischen und gesundheitlichen Folgen nicht absehbar sind.

Menschen auf der Flucht

Laut UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sind in der Ukraine mehr als eine halbe Million Menschen auf der Flucht. Internationale Hilfsorganisationen haben ihre Teams vor Ort bereits aufgestockt, errichten Hilfszentren für Binnenflüchtlinge und unterstützen die Bevölkerung mit Wasser, Lebensmittel oder Medikamenten.
Die dramatischen Bilder, die per Livestream in die heimischen Wohnzimmer geliefert werden, lösen große Hilfsbereitschaft aus. Das offizielle Österreich, aber auch zivilgesellschaftliche Initiativen und Hilfsorganisationen, bereiten sich auf das Eintreffen tausender Menschen vor. In der Wiener Leopoldstadt wurde ein Ankunftszentrum errichtet, über eine Plattform der Bundesbetreuungsagentur können auch Privatpersonen Schlafplätze für Kriegsflüchtlinge zur Verfügung stellen.

Das ukrainisches Gesundheitssystem ist nicht sehr leistungsfähig

Vor allem im Osten des Landes war das Gesundheitssystem bereits vor der Invasion - und auch vor der Corona-Pandemie - an seinen Belastbarkeitsgrenzen. Zwar ist die Versorgung in den ukrainischen Spitälern für die Bevölkerung gratis, es mangelt jedoch vielerorts an modernen Geräten und Medikamenten. Mit Beginn des Krieges rechnet man daher nun mit einem starken Anstieg behandlungsbedürftiger Personen in den Kliniken, nicht nur aufgrund der Verletzungsfolgen, wie der Psychiater Oleksandr Filts von der Medizinischen Universität Lwiw (Lemberg) im Westen des Landes berichtet.

Psychosoziale Betreuung

Da die kriegerischen Auseinandersetzungen, der Verlust der sicheren Heimat und die dramatischen Erlebnisse bekanntermaßen zu starken psychischen Belastungen führen, kommt der niederschwelligen und kostenfreien psychosozialen und psychotherapeutischen Betreuung der betroffenen Personen eine große Bedeutung zu. Eine Reihe von unentgeltlichen Angeboten steht geflüchteten bzw. traumatisierten Personen, meist von nicht staatlichen Trägerorganisationen, in Österreich zur Verfügung. Die psychotherapeutische Ambulanz der Sigmund-Freud-Universität bietet hier etwa auch Gespräche mit ukrainischsprachigen Therapeutinnen und Therapeuten an.
Dr. Ronny Tekal spricht in der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors mit seinen Gästen live im Funkhaus und über Telefonschaltung direkt aus der Ukraine über die Auswirkungen des Krieges auf die betroffenen Menschen.

Moderation: Dr. Ronny Tekal
Sendungsvorbereitung: Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich und Lydia Sprinzl, MA

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Stammen Sie aus der Ukraine, bzw. haben Sie persönliche Kontakte?

Haben Sie Erfahrung im Umgang mit kriegstraumatisierten Menschen?

Sind Sie in einer Hilfsorganisation tätig, die zurzeit im Kriegsgebiet im Einsatz ist?

Wollen Sie in dieser Krise unterstützend tätig werden?

Service

Studiogast:

Univ.-Prof. Dr. phil Alfred Pritz
Psychotherapeut, Psychoanalytiker
Leiter der ersten systematischen Psychotherapieausbildung in der Ukraine 1994-1999
Rektor der Sigmund Freud Privatuniversität Wien (SFU)
Campus Prater
Freudplatz 1
A - 1020 Wien
Tel: +43/1 798 40 98
E-Mail
Homepage

Gäste am Telefon:

Mag. Christian Wehrschütz
Journalist
Balkan/Ukraine Korrespondent des ORF
Leiter des ORF-Büros in Kiew
Ul. Kralja Milana 15/l
11000 Belgrad
Tel. ++38 111 3340295
E-Mail
Homepage

Prof. Dr. Oleksandr Filts
Psychiater und Psychotherapeut
Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie
Nationale Medizinische Danylo-Halyzkyj-Universität Lwiw/Lemberg, Ukraine
Präsident des ukrainischen Dachverbandes für Psychotherapie
Pekarska St, 69
Lviv Oblast, Ukraine, 79010
Homepage

Dr. Stefan Krieger
Hand- und Unfallchirurg, chirurgische Einsätze für Ärzte ohne Grenzen in Krisen- und Kriegsregionen
MVZ Praxisklinik Orthopädie Aachen
Sanatoriumstrasse 10
D-52064 Aachen
Homepage

Anlaufstellen und Info-Links:

Nachbar in Not
Zusammenstellung Österreichischer Hilfsorganisationen
Ärzte ohne Grenzen zum Ukraine-Konflikt
Hemayat - Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende
Psychotherapeutische Ambulanz SFU/ ukrainisch-sprachig
Psychosoziales Zentrum ESRA
Bundesagentur für Betreuungs - und Unterstützungsleistungen
Gesundheitssystem in der Ukraine unter Druck (Pharmazeutische Zeitung 2022)

Buch-Tipps:

Christian Wehrschütz, "Brennpunkt Ukraine: Gespräche über ein gespaltenes Land", Styria Premium 2014

Christiane Tilly, Anje Offermann, "Wasims Weste: Kindern Flucht und Trauma erklären", Balance Buch 2017

Manfred Becht, "Posttraumatische Belastungsstörung: Die Folgen von Gewalt", Independentely published 2019

Dima Zito, Ernest Martin, "Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen: Ein Leitfaden für Fachkräfte und Ehrenamtliche", Beltz Juventa 2016

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