Radiokolleg - Von Stars und Diven in der Opernwelt

30. März 2022, 09:45

Von Maria Callas über Luciano Pavarotti bis Anna Netrebko und Jonas Kaufmann - die Oper hat zweifellos ihre Superstars. Sie berühren mit ihren Stimmen, oft auch mit ihrer Rollengestaltung, sie verzaubern ihre Fans und verblüffen mit teils akrobatischen Stimmleistungen. Und auch abseits der Bühne leben Opernstars ein scheinbar exquisites Leben, haben ihre Fangemeinden, reisen um die Welt und bespielen die größten Opernbühnen, von der "MET" in New York bis zur Oper in Sydney - "Kunsttempel", die eine gewisse Aura von Glanz und Exquisitheit umgibt.

Doch wie wird ein Star eigentlich zum Star? Nimmt man die Biografien von Sängern oder Sängerinnen zur Hand, so offenbart sich ein Lebenslauf, der bis zu einem gewissen Punkt ganz "normal" war: Ein Leben voller Zweifel und kleiner Rückschläge, eine harte Ausbildung, die außer Leidenschaft und Talent viel Durchhaltevermögen und Willenskraft gebraucht hat. Der Tenor Piotr Beczala, der heute zu den Spitzensängern gehört, berichtet von Problemen mit den hohen Tönen, die ihn noch während des Gesangsstudiums begleiteten - und erzählt davon, wie er sein erstes Studienjahr in Wien als Straßensänger auf der Kärntnerstraße finanziert hat. Viele junge Sängerinnen und Sänger nehmen später ein Engagement in einem Opernchor an oder hören ganz auf zu singen - ab welchem Punkt nimmt die Biografie eines Stars einen anderen Verlauf? Welche Erlebnisse, Selbstbilder, nicht zuletzt: welche Personen - LehrerInnen, Eltern, Förderer - waren beteiligt, um der Starbiografie die entscheidende Wendung zu geben?
Opernhäuser planen viele Jahre im Voraus, die Entwicklung einer Stimme ist aber oft nicht im selben Maß planbar. Welche Auswirkungen hat der Starrummel möglicherweise auf die Stimme? Welche Vorstellungen haben junge Sängerinnen und Sänger, was sie in den kommenden Jahren singen wollen - und ist das immer deckungsgleich mit den Rollenangeboten, die an sie herangetragen werden?

Womit wir bei der anderen Seite angekommen werden: Welche Rolle spielen Intendantinnen, Casting-Direktoren und Agentinnen bei der "Geburt" eines Stars? Wie beginnt die Suche nach unentdeckten jungen Sängerinnen und Sängern, die sie dann "groß herausbringen" können? Welche Rolle spielten und spielen die Medien respektive das Fernsehen bei der Entstehung und Promotion von Stars des Opernbetriebs? Am 7. Juli 1990 traten erstmals Luciano Pavarotti, Placido Domingo und José Carreras gemeinsam am Rande der Fußball-WM in Rom auf. 6.000 Personen waren bei diesem Konzert vor Ort - eine Milliarde Zuseher verfolgte das Konzert im Fernsehen. Eine umsatzstarke Marke war geboren: Die drei Tenöre. Haben sie der Oper zu größerer Popularität verholfen? Jedenfalls inspirierten Pavarotti & Co. den englischen Handyverkäufer Paul Potts. 2007 gewann er die Castingshow "Britain's got Talent", indem er auf beeindruckende Weise die Puccini-Arie "Nessun dorma" schmetterte - Standing Ovations und Tränen bei der Jurorin inklusive. Aber macht das Paul Potts zum Opernstar?

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Literatur- und Linkliste

Piotr Beczala, In die Welt hinaus. Ein Opernleben in drei Akten. Aufgezeichnet von Susanne Zobl. Amalthea Signum, Wien 2021.

Berthold Seliger, Klassikkampf. Ernste Musik, Bildung und Kultur für alle. Matthes & Seitz, Berlin 2017.

Georg Titscher, Viva Verdi. Ein biografischer Opernführer. Amalthea Signum, Wien 2012.
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