Europa, oder: Die Verantwortung

5. Mai 2022, 13:00

In der vergangenen Woche wendeten sich 28 Intellektuelle in einem offenen Brief an den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz, um ihn dringend aufzufordern, keine "schweren Waffen" in die Ukraine zu liefern und auf einen Kompromissfrieden zu drängen, um keinen dritten Weltkrieg zu riskieren.

Der offene Brief hat eine erbitterte Kontroverse losgetreten, in der nicht zuletzt auch diskutiert wird, was Europa aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts gelernt hat. Taumelt ein Kontinent hier sehenden Auges in einen neuen Weltkrieg, wie die Unterzeichner:innen des Briefes fürchten, oder wird hier ein europäisches Land verraten, um im Namen des Friedens und der Moral nicht zuletzt auch wirtschaftliche Vorteile zu sichern? Ist ein Kompromissfriede mit Putins Russland überhaupt noch möglich?

Karl Schlögel ist einer der renommiertesten Osteuropa- und Russland-Historikern im deutschsprachigen Raum und beobachtet diese Debatte mit Bestürzung. Was hier zu Ende geht, ist nicht nur die Friedensordnung der Nachkriegszeit, sondern auch eine bestimmte Idee von Europa, von Solidarität und von historischer Verantwortung, argumentiert Karl Schlögel im Gespräch mit Moderator Philipp Blom.

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