Nase einer jungen Erwachsenen.

ORF/ISABELLE ORSINI ROSENBERG

Moment am Sonntag

Immer der Nase nach

Annäherungen an ein Organ

Die Nase ist ein bemerkenswertes Organ. Sie ist ein feiner Sensor, der mehr als 10.000 Düfte unterscheiden kann. Ein Alarmsystem, das vor Verdorbenem, Giftigem und - bei Rauch - vor Gefahr warnt. "Immer der Nase nach" ist diesbezüglich keine schlechte Handlungsanweisung.

Die Nase kann noch mehr: sie filtert mit feinen Härchen Staub und Dreck aus der Atemluft, wärmt sie vor und schießt die Luft beim Niesen mit bis zu 160 Sachen ins Freie. Kein Wunder, dass dabei selten die Augen offenbleiben können. Wie sehr man die Nase braucht, merkt man meist erst so richtig, wenn sie verstopft ist.

Sie aber weit mehr als nur Organ: Synonyme für die Nase sind meist wenig schmeichelhaft (Kolben, Zinken, Rüssel) und selten putzig (Stupsnäschen). Träger/innen großer Nasen werden und wurden oft verunglimpft, zumindest in unserem Kulturkreis. Düsterstes Beispiel ist das antisemitische Klischee der großen jüdischen Nase, das bis heute in Karikaturen zu finden ist - nicht nur in einschlägig rechten Kreisen.

An kaum ein Organ wird mehr herumgeschnitzt, die ideale Nasenform ändert sich fast so rasch wie jede andere Mode. Gegenwärtig sollen vor allem im Iran und in Brasilien besonders häufig kosmetische Nasenanpassungen vorgenommen werden. Meistens an Frauennasen, aber nicht nur - man denke etwa an OP-Champion Michael Jackson.

Was sonst? Lügen sollen an der Nasenspitze erkennbar sein, an der Nase Herumgeführte sind auf Lügen hereingefallen und bekommen dann wahrscheinlich auch noch eine lange Nase gedreht. Eines dürfte jedoch Legende sein: für die Forderung von selbsternannten Sprachpolizisten, das angeblich undeutsche Wort "Nase" durch "Gesichtserker" zu ersetzen, gibt es keine historischen Belege. Vermutlich hat man sich so schon im 18. Jahrhundert über übereifrige Verfechter der reinen Sprache lustig gemacht, die - und das ist verbürgt - etwa die Pistole zum "Meuchelpuffer" machen wollten.

Gestaltung: Marie-Claire Messinger & Matthias Däuble

Service

Buch-Tipp:

Harald Kleinschmidt: Wie die Nase zum Riechorgan wurde. Lit-Verlag Berlin 2013, ISBN 978-3-643-12005-2

Sendereihe

Gestaltung

  • Matthias Däuble