Lampions werden los gelassen, Vesakh-Fest

AP/SLAMET RIYADI

Gedanken für den Tag

Gerhard Weißgrab über das buddhistische Vesakh-Fest

Auf der Suche nach heilsamen Impulsen - Gedanken zum buddhistischen Vesakh-Fest. Von Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft

Heute, am 18. Mai, würde Bertrand Russel, ein britischer Philosoph und Sozialkritiker, seinen 150. Geburtstag begehen. Ich mache jetzt etwas, was durchaus heikel ist, ich schaue nach, ob ich etwas über Russel finde, das sich auch mit der buddhistischen Philosophie deckt - und siehe da - bereits im ersten Klick finde ich einen Satz, der in seiner Aussage der buddhistischen Ansicht entspricht. Ich lese da: "Der Unterschied zwischen Erscheinung und Wirklichkeit spielt für Bertrand Russell in der Philosophie eine große Rolle. Also die Unterscheidung zwischen dem, was die Dinge zu sein scheinen, und dem, was sie sind."

Es fasziniert mich, wie sehr sich dieser Text mit einem Satz deckt, den einer meiner ersten Lehrer am Weg des Buddha zu mir gesagt hat, nämlich: "Schau genau, wie die Dinge wirklich sind! Dann kannst Du entscheiden, ob Dein Handeln heilsam, unheilsam oder neutral ist und es entsprechend anpassen."

Grundsätzlich rate ich eher davon ab, in westlichen Schriften nach Entsprechungen buddhistischer Formulierungen zu suchen. Oft gibt es nur auf den ersten Blick eine Übereinstimmung und bei genauer Analyse zeigen sich dann meist Widersprüche. Es kann aber sehr anregend und inspirierend werden, wenn unser Geist dabei kritisch bleibt.

Vor allem ist es eine wichtige Grundlage und Voraussetzung für den Dialog mit den anderen. Dabei geht es doch immer darum, die Gemeinsamkeiten zu erkennen und die Differenzen zu erfassen, anzunehmen und auszuhalten. Die Gemeinsamkeiten sind hilfreich für die Umsetzung gemeinsamer Ziele und Interessen, die Differenzen führen zu Inspiration und neuen Einsichten. Allerdings nur dann, wenn wir offen bleiben und uns nicht im Selbstanspruch der einzig richtigen Wahrheit verfangen haben. Dort endet nicht nur ein konstruktiver Dialog, sondern auch die Wertschätzung dem Anders-sein gegenüber.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Philip Glass geb.1937
Gesamttitel: KUNDUN / Original Filmmusik
Titel: Potala (tw. 2x gespielt)
Leitung: Michael Riesman
Orchester: Filmorchester
Länge: 01:29 min
Label: Nonesuch 7559 794602

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