Eric Frey über Schawuot

7. Juni 2022, 06:56

In dieser Woche feiern Jüdinnen und Juden Schawuot, das Wochenfest. So wie Pfingsten nach Ostern wird Schawuot 50 Tage nach dem Pessach-Fest begangen - und fällt auch heuer mit Pfingsten zusammen.

Doch die beiden Feste sind anders. Zu Pfingsten wird der Erscheinung des Heiligen Geistes gedacht. Zu Schawuot erinnern sich Jüdinnen und Juden an Moses auf dem Berg Sinai. Dort nahm er - so die Überlieferung - nicht nur die Tafeln mit den zehn Geboten in Empfang, sondern die gesamte Tora. Diese fünf Bücher Moses bilden den Kern der jüdischen Religion. Woche für Woche werden Abschnitte in den Schabbat-Gottesdiensten gelesen, in Predigten erklärt und von Gläubigen diskutiert.

Die ersten beiden Bücher handeln über die Geschichte der Israeliten und Israelitinnen von der Erschaffung der Welt bis zum Auszug aus Ägypten und der 40-jährigen Wanderung durch die Wüste. Die anderen drei Bücher bestehen vorwiegend aus den unzähligen Vorschriften, die Gott Moses damals übermittelt haben soll. Über die Jahrhunderte wurden sie von Rabbinern ausgelegt und schließlich in 613 Verbote und Gebote gegossen. Bis heute prägen diese Regeln das Leben strenggläubiger Juden bis ins kleinste Detail.

Das unterscheidet Judentum vom Christentum und anderen Religionen: Glaube und Spiritualität sind wichtig, aber in seinem Wesen ist das Judentum vor allem eine Rechtsordnung. Um ein gottfälliges Leben zu führen, halten orthodoxe Juden diese Vorschriften so ein, wie sie einst niedergeschrieben wurden. Das liberale Judentum hingegen versucht den Zweck und Geist dieser Regeln zu ergründen und passt sie an die Bedürfnisse der heutigen Zeit an. Eine solche Debatte zwischen konservativen und progressiven Zugängen zu Recht und Gesetz spiegelt sich auch in aktuellen politischen Auseinandersetzungen wider - vor allem in den USA, aber auch in Europa.

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• Alexandra Mantler