Zahlenkunde: V

9. Juli 2022, 13:00

Das Schicksal schlägt eilig an die Tür im le week-end der Zahlkunde Nummer Fünf: Wenn Glenn Gould Beethovens Fünfte, die Schicksalssymphonie, spielt und Johnny Cash nur noch "Five Minutes to Live" - fünf Minuten zu leben - hat, erholt man sich von den Schicksalsschlägen am ehesten mit etwas Freundlicherem, etwa einem kleinen Blumenstrauß! Selbstverständlich mit Blüten, die fünf Blätter haben: Schlüsselblumen. Julius Patzak singt Musik von Franz Salmhofer, die Schlüsselblume. Da drängt sich dann ein kleiner, eineinhalbminütiger Kommentar von Edvard Grieg auf, auch er kann der fünfblättrigen Schlüsselblume einiges abgewinnen.

Der Quint, der klassischen Fünf der Musik, hat Joseph Haydn einen Streichquartettsatz gewidmet, unüberhörbar legt die Quint des Themas gleich zu Beginn die Latte für alles Weitere hoch. Oder: Wie gewinnt man aus einer fallenden Quint die Substanz für eines der wesentlichen Streichquartette der europäischen Musikgeschichte. Am schönsten sind eben abstrakte Blumen und das Spiel mit ihnen.

Besonders oft Fünfer-fündig wird, wer zählt, in China. Am sogenannten "Doppel-Fünften", am 5. Tag des 5. Mondmonats wird das Drachenbootfest gefeiert. Das Tonsystem basiert auf zwölf Quinten, die Pentatonik regiert die Musik. Es gibt fünf Elemente, fünf moralische Qualitäten im Konfuzianismus, fünf menschliche Beziehungen und sogar fünf Himmelsrichtungen. Osten, Westen, Norden, Süden und die Mitte, die Himmelsrichtung nach oben in Richtung Himmel. Happy China - wer das Glück sucht, zählt in China bis fünf.

Auch im westlichen Alltag begegnen wir täglich, wenn auch weniger glückselig, der Fünf. "Work from nine to five", ein Synonym für das arbeitstechnische Hamsterrad. 1980 schreibt Dolly Parton, die blondeste aller emanzipierten Frauen, einen gleichnamigen Song zum gleichnamigen Film: "Nine to Five".

Visuell ist wahrscheinlich der Fünfzack, das Pentagramm, die eindeutigste Verkörperung der Fünf, ein optisches Zeichen, das wie wenig andere komplexe geometrische Zeichen in einem Zug, ohne Absetzen, gezeichnet werden kann. Auch die Freimaurer schätzten dieses so simple wie geheimnisvolle Zeichen, dieses aus den mittelalterlichen Bauhütten kommende Symbol. Und Mozart, der Freimaurer, schrieb für den Tod einiger Brüder eine singuläre Trauermusik. Ein akustisches Pentagramm.

Nach einer ergreifend intensiven Interpretation des Jazzstandards "My Funny Valentine" vom Quintett Miles Davis, Toni Williams, Ron Carter, Herbie Hancock und George Coleman lassen wir uns schließlich von Prince ins Wochenende verabschieden: Er erzählt uns vom fünfzackigen Seestern und serviert uns dazu einen Kaffee kurz vor Zwei.

Sendereihe

• Le week-end

Gestaltung

• Elke Tschaikner
• Christian Scheib

Übersicht

• Jazz