Eine Frau beim Fussball spielen.

APA/HELMUT FOHRINGER

Zwischenruf

Geschichten zur Zeit - Harald Kluge - "Mit Herz und Fuß am Ball"

"It's coming home, it's coming home, it's coming, football's coming home." Harald Kluge ist Pfarrer an der reformierten Stadtkirche in Wien

Mit der Frauenfußball-Europameisterschaft dieser Tage kehrt der Fußball ins Mutterland zurück. In Jolly Good Old England hatten sich vor 160 Jahren Fußballer auf ein gemeinsames Regelwerk geeinigt. Kicker konnten fortan statt in Hinterhöfen endlich auf Fußballplätzen spielen. Die Football-Association war gegründet und dies war der Startschuss für den Fußball, wie wir ihn heute kennen und lieben.

"It´s coming home" - auch der Frauenfußball ist in diesen Tagen wieder ins Mutterland zurückgekehrt. Denn ebendort in England hat 1894 die Fußballerin und Frauenrechtsaktivistin Nettie Honeyball ganz offiziell und unter Beifall einer staunenden Bevölkerung die erste Fußballmannschaft von Frauen ins Leben gerufen.
Traditionell vorgeschrieben trugen damals die "British Ladies", wie sie sich nannten, Hüte auf dem Kopf und Röcke über den Knickerbockern. Kopfbälle wurden für die Spielerinnen zu einer akrobatischen Herausforderung. Mehr als Zehntausend Fans, so schreibt die Journalistin Honeyball, waren bei diesen Matches der Frauenmannschaften oft zugegen.
Auch die österreichischen Fußballerinnen hatten im internationalen Fußball der Frauen anfänglich eine Vorreiterrolle. Denn hier auf österreichischem Boden fand 1936 die erste nationale Fußballmeisterschaft von Frauenteams weltweit statt. Heute kämpft der Frauenfußball wieder oder noch immer um seine Anerkennung und gegen eine abschätzige Haltung.
Bei der Frauenfußball-EM in Deutschland 1989 gab es für die Europameisterinnen keine Pokale oder Medaillen. Ganz chauvinistisch wurde den Siegerinnen ein Kaffeeservice und ein Bügelbrett überreicht.

Am Ball bleiben mussten die Kickerinnen immer schon. Und mit Herz und Fuß am Ball und einem lautstarken unnachgiebigen Engagement für den Frauenfußball wurde schon viel erreicht. In den USA und in Kanada ist Fußball ein Frauensport. Die Stadien sind voller enthusiastischer Fans. An den Schulen wird von vielen Mädels eifrig trainiert. Als Vater freut es mich ungemein, dass die jüngste unserer drei Töchter Penny den Fußball als Sport für sich entdeckt hat. Auch sie musste sich im Fußballkäfig schon dumme Sprüche gefallen lassen und erlebt es immer wieder, dass die Burschen sie nicht im Team haben wollen. Aber sie steht ihre Frau und freut sich über jeden gelungenen Spielzug und jedes schöne Tor, auch wenn sie es bekommt. "Wir sollen unser Licht nicht unter den Scheffel stellen und auch von niemandem darunter stellen lassen!", meint Jesus einmal sinngemäß. Eher steht es uns gut zu Gesicht, wenn wir mit den Talenten, die uns Gott geschenkt hat, wuchern, sie fördern und uns fordern.
Am Frauenfußball zeigt sich, wie viel sich erreichen lässt, wenn wir in Fragen der Gleichbehandlung am Ball bleiben. Im Sport, im Beruf, im öffentlichen Leben braucht es das, um hier vorwärtszukommen und siegreich zu sein.

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Stevens
Album: Unplugged...and seated
THE FIRST CUT IS THE DEEPEST
Ausführende: Rod Stewart
Länge: 04:12 min
Label: Warner 245289

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