Ausstellung von Gemälden des Künstlers Edward Hopper

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Gedanken für den Tag

Johanna Schwanberg über Edward Hopper und das Unheimliche

"Bilder der Stille". Anlässlich dessen 140. Geburtstages fragt die Direktorin des Dom Museum Wien nach den Emotionen, die heute durch Hoppers Gemälde ausgelöst werden

Häuser mit weißer Holzverschalung vor dunklen Wäldern, Tankstellen und Leuchttürme. Segelboote, Kinosäle, endlos wirkende Straßen und Bahnübergänge. Motels, Diners und Werbeschilder. Vor allem: melancholisch wirkende Menschen, die wartend an Türschwellen stehen oder aus Innenräumen mit riesigen Glasfenstern sehnsüchtig hinausschauen.

Seit ich mit 13 Jahren erstmals alleine über den Ozean nach Amerika geflogen bin, um meinen ausgewanderten Onkel zu besuchen, verbinde ich dieses Land mit dem Maler Edward Hopper. Heute kann ich gar nicht mehr anders, als ein Diner in Manhattan oder einen Leuchtturm an der Küste von Long Island durch die Brille dieses Künstlers zu sehen, der sich als Maler der amerikanischen Seele in das kollektive Gedächtnis eingebrannt hat. Oft habe ich auch beim Anschauen von Filmen das Gefühl, mich in Hopper-Szenerien wiederzufinden.

Sicher kein Zufall, denn Hopper, der selbst ein großer Kinofan war, hat Hollywood und die Filmwelt bis heute ungemein stark beeinflusst. Alfred Hitchcock hat sich etwa bei seinem unheimlichen Bates-Motel in dem Film "Psycho" von Hoppers "House by the Railroad" inspirieren lassen. Das Bild aus dem Jahr 1925 zeigt ein einsames Haus im viktorianischen Baustil direkt an einer Eisenbahnlinie. Ein eigentlich harmloses Motiv, das durch die kühle graublaue Farbgebung, das weißliche, schattenwerfende Licht, die Bahngleise, die Menschenleere und die Untersicht zu etwas vollkommen Unheimlichen wird.

Dieses "Haus am Bahndamm" markiert für Hopper, der jahrelang seinen Lebensunterhalt als Illustrator verdiente, den Durchbruch als freier Künstler. Denn 1930 hat es das Museum of Modern Art in New York als erstes Gemälde überhaupt in die ständige Sammlung aufgenommen. Allerdings wurde selbst zur Zeit seiner späteren ersten Einzelausstellung im MoMA noch heftig darüber diskutiert, ob seine Bilder überhaupt modern genug seien, um in diesem Museum ausgestellt zu werden.

Hopper interessiert mich, weil er eine so einprägsame Bildwelt geschaffen hat, dass sie Menschen - egal, ob sie sich für Kunst interessieren oder nicht - anspricht. Genauso überzeugt mich seine Unbeirrbarkeit in Bezug auf den eigenen Weg. Auch wenn seine gegenständliche Malerei komplett gegen den Zeitgeist war und mitunter auch heftig kritisiert wurde, hat er lebenslang an ihr festgehalten. Weil er gewusst hat, dass sie ganz das Seine ist.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Bernard Herrmann
Bearbeiter/Bearbeiterin: Christoph Enzel
Album: SAXOPHONE CINEMA - SELMER SAXHARMONIC/MILAN TURKOVIC
* Prelude (00:01:52)
Titel: Psycho - Themen a.d.gln.Film / Bearbeitung für 12 Saxophone
Ausführende: Selmer Saxharmonic
Leitung: Milan Turkovic
Länge: 01:52 min
Label: MDG Scene 61018522

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