Hornfest mit Goldscheider

23. August 2022, 11:30

Die CD des 23-jährigen britischen Hornisten Goldscheider vereinigt drei Werke aus fünf Jahrzehnten. Die Noblesse und Leichtigkeit des Tons, über die der vielfach ausgezeichnete Hornist verfügt, kommen besonders im Andante-grazioso-Satz des Arnold-Konzerts aus dem Jahr 1956 zur Geltung. Goldscheiders Fähigkeit, Musik in ihrem dramatischen Ablauf zu gestalten, auch was man Virtuosität zu nennen pflegt, in den Dienst der Aussage zu stellen, kommt dem Konzert von Gipps (1969) zugute, das auch außerhalb Großbritanniens ins Solohornrepertoire Eingang finden müsste.

Arnold und Gipps wurden 1921 geboren. Von der Kritik und einflussreichen Konzertveranstaltern wurden Gipps, die hochbegabte Schülerin von Ralph Vaughan Williams, und Arnold gegen Pierre Boulez, Luigi Nono oder Karlheinz Stockhausen ausgespielt und als "nicht zeitgenössisch" oder "nicht modern" abgetan und sogar lächerlich gemacht. Übelgenommen wurde ihnen, dass sie gegen Dodekaphonie, Serialismus und andere Ismen argumentierten, auch scharfzügig, und, sehr verdächtig, Zustimmung beim Publikum fanden. Von solchen Frontstellungen hat sich der "ECHO Rising Star" der Saison 2021/22 befreit: Er ist Hornist im Pierre Boulez Ensemble.

Das Hornkonzert aus dem Jahr 2019 des sich als "Neoromantiker" bezeichnenden deutschen Komponisten Christoph Schönberger beansprucht so viel Platz wie jene von Arnold und Gipps. Für Goldscheiders imponierende Gestaltungsmöglichkeiten wünschte ich mir andere Werke der Gegenwart als Schönbergers Konzert.

Service

Aktuelle Aufnahme:
Arnold | Schönberger | Gipps HORN CONCERTOS
Ben Goldscheider (Horn) | Philharmonia Orchestra | Lee Reynolds (Dirigent)
Willowhayne RecordsWHR068

Sendereihe

• Des Cis

Gestaltung

• Peter Kislinger