Roboter Hand schüttelt Menschenhand

AP/KE WEI

Praxis - Religion und Gesellschaft

Herz und Hirn - Schnittstellen zwischen Religion, Ethik und Wissenschaft

Religion und Künstliche Intelligenz +++ Tieropfer - ein Schweineherz für ein Menschenleben +++ Anno et Omno - Religion in Computergames

1. Religion und Künstliche Intelligenz

Alexa ruft zum Freitagsgebet und Siri hält die Maiandacht? Intelligente Computersysteme und Algorithmen erobern immer mehr Bereiche unseres Lebens. Programme und Algorithmen könnten etwa das Rechtssystem der Zukunft sein und Alexa oder Siri sind für viele Menschen schon zu einem ständigen Begleiter im Alltag geworden. Auch in der religiösen Sphäre gewinnt die Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend an Einfluss, meint Inken Prohl, Japanologin und Religionswissenschaftlerin an der Universität Heidelberg. Die KI könne helfen, Religion neu oder ganz anders erfahrbar zu machen. Mittels Virtual Reality könnten Gottesdienste etwa intensiver zelebriert werden, KI-gesteuerte Systeme würden ermöglichen, sich mit zentralen Figuren und Gelehrten der jeweiligen Religion unterhalten zu können. Auch KI-gestützte Missionstätigkeit sei in dieser Welt vorstellbar.

Welche Zukunft eröffnet die KI den gläubigen Menschen? Können Roboter über kurz oder lang Priester ersetzen? Stellt der Post- und Transhumanismus mitunter selbst eine Art neue religiöse Bewegung dar? Bewegen wir uns in eine utopische oder dystopische Zukunft?
Lena Göbl hat versucht, sich diesem Spannungsfeld anzunähern.


2. Tieropfer - ein Schweineherz für ein Menschenleben

Im US-Bundesstaat Baltimore schreibt ein OP-Team Anfang des Jahres Geschichte: Zum ersten Mal wird ein Schweineherz in einen menschlichen Körper transplantiert. Die ersten Wochen nach der Operation scheint der Versuch ein voller Erfolg zu sein. Der Patient David Bennet erholt sich gut, sein Körper stößt das fremde Herz nicht ab. Doch zwei Monate nach der Operation ist Bennet am 8. März 2022 verstorben. Trotzdem feiert die Wissenschaft den Versuch als medizinische Revolution. Viele Medizinerinnen und Mediziner sehen in dem Verfahren die Lösung für die weltweite Knappheit an Spenderorganen. Allein in den USA warten derzeit rund 110.000 Menschen auf ein solches, 6000 sterben jedes Jahr, bevor eine Transplantation vorgenommen werden kann. Tierorgane, so meinen vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, könnten in Zukunft Abhilfe schaffen.

Neben dem medizinischen Erfolg wirft das neue Verfahren jedoch einige ethische Fragen auf. Die offensichtlichste: Darf man das Leben eines Tieres opfern, um das eines Menschen zu retten? Konstantin Obermayr ist den Fragen für "Praxis" nachgegangen und hat mit Ethikern, Theologen und Expertinnen verschiedener Religionen gesprochen.


3. Anno et Omno - Religion in Computergames

Wer in dem Computergame "Anno 1800" Städte erbaut und Inseln besiedelt, muss sich dort auch um die spirituellen Bedürfnisse seiner Bewohner:innen kümmern, sonst sinkt deren Zufriedenheitswert. In dem neuen Indie-Game "Omno" sammelt ein mystisches Wesen Licht und Energie und bringt so einen Obelisken zum Leuchten. Die Welt der Religionen bietet eine Fülle an Geschichten, Figuren und Konflikten, die sich bestens für Unterhaltungsmedien eignen. Filme und Serien sind voll davon und auch in Computerspielen lassen sich religiöse Elemente finden, ob nun die Gamerin oder der Gamer in die Rolle eines Magiers oder einer griechischen Göttin schlüpft.

Oliver Steffen, Religionswissenschaftler an der Universität Bern, forscht seit 15 Jahren an der Schnittstelle zwischen Religion und Computerspielen und bringt den Trend kurz auf den Punkt: "Institutionalisierte Religion in Games ist böse, individualisierte Ethik und Spiritualität ist gut und kann direkt erfahren werden. Ich denke, das ist ein gutes Bild für das, was sich viele Menschen heute wünschen." Gaming ist ein Genre, an dem sich auch religiöse Sinnanbieter immer wieder versuchen, von Computerspielen mit pädagogischem Impetus der Bibelgesellschaft bis zu Spielen aus der evangelikalen Szene der USA, die einen missionarischen Charakter haben. Lena Göbl hat unter anderem mit Robert Glashüttner vom FM4-Spielekammerl gesprochen und gibt Einblicke in die Gaming-Szene.

Service

Oliver Steffen, "Religion in Games. Eine Methode für die religionswissenschaftliche Digitalspielforschung", Transformierte Religionen Band 2, Reimer Verlag 2017

Goethe Universität Frankfurt am Main: Künstliche Intelligenz und Religion - Herausforderungen und Potentiale
Mit KI gegen Diskriminierung
Vatikan tagt zu künstlicher Intelligenz
Theologin Platow: Künstliche Intelligenz wird Religionsersatz
Süddeutsche Zeitung: Im Silicon Valley will eine Religion künstliche Intelligenz anbeten
Universität Graz: Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr. Kurt Remele
Universität Wien: O. Univ.-Prof. Dr DDr. H.c. Ulrich Körtner
Univ.-Prof. Mag. Dr. Zekirija Sejdini
Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft
FM4 Spielekammerl
FM4 Spielekammerl-Show
Institute for the Science of Religion: Dr. Oliver Steffen

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht