Ludwig Feuerbach

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Gedanken für den Tag

Ludwig Feuerbach

"Reine Glaubenssache". Der evangelisch-reformierte Theologe Ulrich Körtner über den religionskritischen Philosophen anlässlich dessen 150. Todestages

Auch eine in hohem Maße durch wissenschaftliche Erkenntnisse geprägte Gesellschaft ist, so bin ich überzeugt, auf Sinnstiftung angewiesen, welche die Wissenschaft nicht zu leisten vermag.

Das ist das Paradox der modernen Wissensgesellschaft. Sie kann nicht ohne die Ressource Vertrauen bestehen und letztlich auch nicht ohne Hoffnung. Allerdings macht die Wissenschaft immer wieder Versprechungen und weckt Hoffnungen, die über die Grenzen des Wissbaren hinausreichen. Das rechtfertigt freilich keine Verschwörungstheorien, wie sie von Corona-Leugnern oder Leugnern des Klimawandels verbreitet werden. Doch besteht ein Unterschied zwischen Fakten und Prognosen sowie den Schlüssen, die wir aus ihnen ziehen.

Bestes Beispiel ist die Ökonomie. Vieles auf den Finanzmärkten ist reine Glaubenssache. An den Börsen wird auf die Zukunft spekuliert. Aktienkurse sind keineswegs nur ein Index für zusammengetragene Informationen, sondern immer auch ein Indikator für Zukunftshoffnungen und -ängste. Der Wert des Geldes ist eine Frage des Vertrauens in den Staat, die Banken und die Währungshüter. Jeder Kredit ist buchstäblich eine Glaubenssache, kommt doch das Wort vom lateinischen "credo" (ich glaube). Die Kreditwürdigkeit eines Kunden ist nur bis zu einem gewissen Punkt objektiv kalkulierbar. Letztlich spielt immer auch die persönliche Vertrauenswürdigkeit des Kreditnehmers und die Vertrauensbereitschaft des Gläubigers eine Rolle. Zwischen Gläubiger und Gläubigem besteht eben eine innere Verwandtschaft.

Zwischen Glauben und Glauben gilt es freilich zu unterscheiden. Wir kennen den blinden Glauben, das blinde Vertrauen, das möglicherweise zu einem bösen Erwachen führt. Es gibt aber auch einen starken und tief empfundenen Glauben, der auf persönlicher Erfahrung beruht. Gläubige Menschen sind in der Regel keine Einfaltspinsel, und ein reflektierter und bewusst gelebter Glaube hat seine Gründe, über die er auch gedanklich Rechenschaft geben kann. Rational unumstößlich beweisbar wird er freilich nicht, Glaube und Vertrauen bleiben letztlich eine Frage der Herzensgewissheit.

Service

Buch, Ulrich Körtner, "Wahres Leben. Christsein auf evangelisch", Evangelische Verlagsanstalt Leipzig

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Bela Bartok 1881 - 1945
Bearbeiter/Bearbeiterin: Zoltan Szekely
Album: SEDUCTION OF VIOLIN
* Joc cu bata / Der Tanz mit dem Stab : Allegro moderato - Nr.1 (00:01:25) - tw. 2x gespielt
Titel: Rumänische Volkstänze / Bearbeitung für Violine und Klavier
Solist/Solistin: Jean Jacques Kantorow
Solist/Solistin: Jacques Rouvier
Länge: 01:25 min
Label: Denon CO 77051

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