Laszlo Krasznahorkai

NINA SUBIN

Logos - Glauben und Zweifeln

Was glauben Sie, Laszlo Krasznahorkai?

In unserer Langzeitreihe erzählt der Schriftsteller über die Motive seines literarischen Schaffens

Laszlo Krasznahorkai ist ein ungarischer Schriftsteller, der spätestens seit seinem von Bela Tarr verfilmten Roman "Satanstango" international bekannt wurde. Seine Beschreibung des perspektivenlosen Lebens der Dorfbewohner in der ungarischen Tiefebene, die von einem vermeintlichen Erlöser ausgenützt und verführt werden, lässt Parallelen zur Gegenwart entdecken. Auch sein 2022 gefeierter Roman "Herscht 07769" ist eine detaillierte Erkundung von aktuellen Lebenswirklichkeiten, die diesmal im Osten Deutschlands angesiedelt sind. In einem einzigen Satz erzählt Krasznahorkai die Geschichte seines Protagonisten Florian Herscht in der trostlosen thüringischen Kleinstadt Kana. Umgeben von ängstlichen Spießbürgern und Neonazis befürchtet er, dass das Universum bald ins Nichts stürzen werde. Um alle vor der Katastrophe zu warnen, schreibt er Briefe an Angela Merkel und lässt sich von J.S. Bachs Musik trösten.

In diesen scheinbar absurden Welten entfaltet sich die apokalyptische Kraft der Literatur Laszlo Krasznohorkais. Er versteht sich als Apokalyptiker im ursprünglichen Wortsinn: Als literarischer "Enthüller", "Aufdecker" und "Offenbarer". Das zeigt sich auch in seinem in einem japanischen Kloster in Kyoto angesiedelten Roman "Im Norden ein Berg, im Süden ein See, im Westen Wege, im Osten ein Fluss". In dieser feinsinnigen Meditation über das Sein wird dem Protagonisten die Schönheit dessen, was sich ihm zeigt, geoffenbart. Der vielfach mit internationalen Literaturpreisen ausgezeichnete Krasznahorkai wurde 1954 im ungarischen Gyula geboren. Heute lebt er in einem Dorf bei Budapest, in Berlin und in seiner Wahlheimat Triest. Johannes Kaup hat ihn bei einem Wien-Besuch nach den Motiven seines literarischen Schaffens gefragt.

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