Jüdische Herbstfeste

28. September 2022, 06:56

Nahezu sämtliche Speisen, die den abendlichen festlich gedeckten Tisch zu Rosch ha-Schana schmücken, haben eine symbolhafte Bedeutung: Nachdem alle am Tisch den Kiddusch, den Segensspruch über den Wein gehört haben, tauchen wir als Erstes das traditionell geflochtene Brot, die "Challa" nicht wie sonst in Salz, sondern in Honig, damit wünschen wir uns ein süßes Jahr.

Anschließend genießen wir kleine Apfelstücke mit Honig, Granatäpfel und Datteln. Überall geleiten sich Segenssprüche dazu, so zum Beispiel bei den Äpfeln: "Möge es Dein Wille sein, uns ein gutes und süßes Jahr zu erneuern." Nach all diesen Vorspeisen beginnt das eigentliche üppige Festessen, zu dem wir auch alle gerne Gäste einladen. Denn niemand soll das Neujahrsfest allein zu Hause feiern.

Bei uns daheim kommt ein Gericht der holländischen Juden auf den Tisch: Lammfleisch mit Honig und Mandeln. Als Nachspeise wird ein süßer Honigkuchen serviert. Das Morgengebet am nächsten Tag ist ganz geprägt von den alles durchdringenden 100 Tönen des Schofars, des Widderhorns. Beim Schofarblasen kommt bei mir immer ein tief ins Herz gehendes Gefühl hoch. Dabei sind auch die lautesten Besucher in der Synagoge still, man holt seine meist draußen spielenden Kinder herein und lässt sie mithören. Alles lauscht gebannt.

Auch diese Tradition hat mehrere Bedeutungen: Das Schofar erinnert an die Erschaffung der Welt, am Rosch ha-Schana setzen wir G'tt jedes Jahr neu zum König ein und ein Königsantritt ist von Trompeten und Posaunen begleitet. Der Ton des Schofars ist so einzigartig, dass er uns aufrütteln und an den Tag des Gerichts erinnern soll. Der jüdische Philosoph, Rechtsgelehrte und Arzt Moses Maimonides überlieferte uns folgende Deutung: "Wachet auf Ihr Schlafenden, von Eurem Schlaf, und Ihr Schlummernden erwachet von Eurem Schlummer, untersuchet Eure Taten (.) gedenket Eures Schöpfers (...)."

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler