Jüdische Herbstfeste

1. Oktober 2022, 06:56

Den Abschluss des Reigens der jüdischen Herbstfeiertage bildet das Fest der Thorafreude: Simchat Thora. Es ist ein Feiertag, an dem alles in der Synagoge in Bewegung ist, an dem sowohl ein Ende und gleichzeitig auch ein Anfang gesetzt sind.

Denn man beendet die Lesung der fünf Bücher Moses und beginnt gleich daraufhin sofort wieder mit dem ersten Kapitel des ersten Buches, mit der Erschaffung der Welt. Alle Thorarollen werden bei diesem Fest aus dem Thoraschrein herausgeholt und mit ihnen Umzüge veranstaltet. Die Kinder dürfen dabei kräftigst mithelfen, es wird gesungen und getanzt.

Bei den Thoralesungen am Morgen werden anders als sonst alle Buben zur Lesung aufgerufen, auch wenn sie noch nicht Bar Mitzwah sind, also ihren 13. Geburtstag noch nicht gefeiert haben. Die Frauen können eigene Umzüge mit Thorarollen veranstalten. Bei der Thoralesung aus dem letzten Buch Moses versammeln sich alle Betenden mit ihren Babys und Kleinkindern auf dem Arm unter einem Tallit, einem gespannten Gebetsmantel, und singen einen Segensspruch. Es ist Brauch, dass Menschen, die sich zu einer Synagoge zugehörig fühlen, am Simchat-Thora-Fest auch die anderen Bethäuser besuchen, von einem zum nächsten gehen und dort mitfeiern.

Ich liebe das Bild, welches sich mir an diesem Abend überall bietet. Während im Wiener Stadttempel die Frauen in der Nähe der Männer sitzen und die vorbeiziehenden Thorarollen küssen, ist in streng-orthodoxen Bethäusern die Stimmung noch viel ausgelassener, Kinder sitzen auf den Schultern der tanzenden Väter und die Frauen halten ihre Säuglinge im Arm und sind in fröhlichster Stimmung. An all dem sehen wir: Juden singen, tanzen, beten, essen und fasten jeweils zu seiner Zeit. Alles hat eine feste unumstößliche Ordnung und sichert den Fortbestand des jüdischen Volkes auf der ganzen Welt.

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler