Rostige und demolierte Autodrom-Autos in der Geisterstadt Pripyat in der Nähe von Chernobyl

APA/AFP/Dimitar DILKOFF

Zeit-Ton

Ukrainische Operndystopie in Wien

Zukunftsarchäologie. Dystopische Oper aus der Ukraine bei den Musiktheatertagen Wien

Vor etwa drei Jahren haben die beiden ukrainischen Komponisten Roman Grygoriv und Illia Razumeiko begonnen, sich mit dem Reaktorunfall von Tschernobyl (ukrainisch Chornobyl) künstlerisch auseinanderzusetzen. Es entstand die Idee eines Musiktheaters, das in einer postapokalyptischen Welt spielt. Die wenigen Überlebenden machen sich nach der ultimativen Katastrophe auf, in der devastierten Landschaft nach Spuren der Zivilisation und menschlichen Kultur zu suchen.

"Chornobyldorf" ist eine Operndystopie, die in den vergangenen Monaten auf erschreckende Weise greifbar geworden ist. Es ist ein Theaterabend, der ohne eine konkrete Handlung auskommt. Die Musik bindet folkloristische Instrumente mit ein, verschiedene Sprachen und Volkslieder aus der Ukraine verschmelzen mit den Ausdrucksmöglichkeiten der zeitgenössischen E-Musik. Entstanden ist ein beklemmend sinnliches, archaisches Stück.

Seit der Erstfassung 2020 haben Roman Grygoriv und Illia Razumeiko ihre Oper mehrmals überarbeitet, das Bedürfnis dazu entstand nicht zuletzt durch den aktuell tobenden Krieg in ihrer Heimat. Die Musiktheatertage Wien 2022 eröffneten am 14. September mit einer Aufführung von "Chornobyldorf". In "Zeit-Ton" erklingen Ausschnitte aus der Oper, und der Komponist Illia Razumeiko kommt ausführlich zu Wort.

Gestaltung: Helene Breisach

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