Ausstellungsansicht, "The Peace" von Antonio Canova

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Gedanken für den Tag

Amor und Psyche

Die Kunsthistorikerin Anna Frasca Rath über Antonio Canova anlässlich dessen 200. Todestages

In der Augustiner Kirche in Wien befindet sich der Kenotaph von Erzherzogin Marie Christine, der besten Ehefrau. UXORI OPTIMAE, lautet die Inschrift, die ihr Mann, Herzog Albert von Sachsen Teschen ins Zentrum des Denkmals schreiben ließ.
Darüber befindet sich ihr Porträtmedaillon im Kreis einer sich in den Schwanz beißenden Schlange, Symbol der Ewigkeit.

Ein Trauerzug trägt ihre steinerne Urne auf die geöffnete Tür der Grabpyramide zu. Ein greiser Mann am Arm der Caritas, zwei Kinder zuseiten der allegorischen Darstellung der Tugend mit der Urne. Rechts davon der Genius des Todes, der sich an einen Löwen lehnt. Marie Christine galt als Lieblingstochter von Maria Theresia, und ihr Mann Albert war ein bedeutender Kunstsammler. Er ist der Namensgeber der Albertina, die sich direkt neben der Augustiner Kirche befindet. Als er das Denkmal für seine Frau bei Antonio Canova in Rom in Auftrag gab, griff dieser auf Entwürfe zurück, die er bereits in der Schublade liegen hatte, wenn man so möchte. Es handelte sich dabei um die Entwürfe für das Tizian-Denkmal in Venedig. Kompositorisch waren die Pläne revolutionär, denn sie ließen das Zentrum des Denkmals frei. Dort befand sich nur eine geöffnete schwarze Tür. Das war radikal und komplett neu für ein solches Denkmal.

Mich erinnert das Grabmal an Hermann Hesses Gedicht "Stufen" und den bekannten Satz daraus: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns befreit und der uns hilft zu leben."
Hesse beschreibt das Leben als Stufen und als Räume, die der Mensch durchschreitet. Und er endet: "Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegensenden, des Lebens Ruf an uns wird niemals enden. Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!" Hesse hatte wahrscheinlich nicht das Denkmal vor Augen, als er diesen Satz niedergeschrieben hat. Aber beiden Werken wohnt derselbe tröstende Gedanke inne, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern der Übergang ins Unbekannte.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Georg Friedrich Händel 1685 - 1759
Gesamttitel: FARINELLI, IL CASTRATO / Original Filmmusik
Titel: Cara sposa / Nr.14 Arie des Rinaldo aus der Oper in 3 Akten "Rinaldo" HWV 7 / 1.Akt 7.Szene
Solist/Solistin: Ewa Mallas-Godlewska
Solist/Solistin: Derek Lee Ragin
Ausführende: Les Talens Lyriques
Leitung: Christophe Rousset
Länge: 09:16 min
Label: Travelling Auvidis / Extraplatte K 1005

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