Ausstellungsansicht, "The Peace" von Antonio Canova

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Gedanken für den Tag

Amor und Psyche

Die Kunsthistorikerin Anna Frasca Rath über Antonio Canova anlässlich dessen 200. Todestages

Betritt man das Kunsthistorische Museum in Wien, läuft man direkt auf eine monumentale Skulpturen Gruppe zu: Canovas Theseus und Kentaur.
Dargestellt ist der Moment des finalen Schlags. Mit der Rechten hat Theseus seine Keule erhoben, die linke umfasst den Hals des Kentaurs, den Theseus zugleich mit seinem Knie, das sich tief in den Oberkörper des Wesens bohrt, zu Boden drückt. Der Kentaur, halb Mensch, halb Pferd, krallt sich förmlich mit seiner Rechten in den Unterarm von Theseus und versucht sich verzweifelt aus dessen Griff zu befreien. Mit den Fingern seiner Linken stützt er sich nach unten ab und gräbt seine Finger in äußerster Anspannung, von Schmerzen geplagt, in den Stein.

Formal ist die Gruppe ein Zitat des Parthenonfries.
Das sind die Skulpturen, die man zurzeit von Canova Praxiteles, dem wichtigsten griechischen Bildhauer, zuschrieb. Und das war deshalb von Bedeutung, weil man aus der Antike nur wenige Werke überliefert hatte, die man klar der griechischen Antike und nicht der römischen zuschreiben konnte.

Genau diese Werke wurden 1815 von Lord Elgin von Griechenland nach London verbracht. Auf dem Weg dorthin bot man Canova an, diesen Fries zu restaurieren. Doch Canova lehnte das ab, um den Zustand dieser Skulpturen zu erhalten und Praxiteles Werke nicht anzutasten.

Auf einer späteren Reise nach London studierte der Bildhauer diese griechischen Originale, und er bewunderte den großen Naturalismus - das wahre Fleisch, wie er es nannte - der vorbildhaft für seine späteren Werke wurde.

Die in Wien befindliche Theseus Gruppe sollte eigentlich in Mailand auf dem Foro Bonaparte ihre Aufstellung finden. Dort sollte zu Ehren von Napoleon mitten im Zentrum ein Platz gestaltet werden, welcher jedoch nie über den Grundstein hinaus realisiert wurde.
In diesem Kontext hätte die Skulpturengruppe eine Allegorie auf die Siege Napoleons repräsentiert. Genau diese Bedeutung kehrte sich jedoch um, als ausgerechnet Franz II./I. die Gruppe für Wien erwarb.

Canova selbst äußerte sich nie zu den politischen Vereinnahmungen seiner Werke. Vielleicht war das genau der Grund, aus dem es ihm gelingen konnte, für alle europäischen Herrscherhäuser gleichzeitig tätig zu sein, obwohl diese sich gegenseitig im Krieg miteinander befanden.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Nicola Porpora 1686 - 1768
Bearbeiter/Bearbeiterin: Christophe Rousset
Gesamttitel: FARINELLI, IL CASTRATO / Original Filmmusik
Titel: Alto Giove/instr. / Arie des Acis aus der Oper in 3 Akten "Polifemo" / Instrumentalbearbeitung
Ausführende: Les Talens Lyriques
Leitung: Christophe Rousset
Länge: 04:28 min
Label: Travelling Auvidis / Extraplatte K 1005

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