Der Vasall des Kreml

17. Oktober 2022, 13:00

"Wir haben beschlossen, einen regionalen Verbund der Russischen Föderation und der Republik Belarus aufzustellen", erklärte der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko am Montag vor einer Woche. Seither herrscht Besorgnis, was diese Ankündigung, gemeinsam mit Russland Truppen an der Grenze zur Ukraine zu stationieren, konkret bedeuten könnte.

Frankreich warnte Belarus umgehend vor einem Eintritt in den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Die NATO sah bisher keine Hinweise auf einen aktiven Kriegseintritt von Belarus. Manche Experten meinen, der "letzte Diktator Europas" und "Vasall des Kreml" Lukaschenko habe bereits eine verdeckte Mobilmachung angeordnet. Andere sehen in seinen Worten und Taten bloß eine Art Inszenierung und sind der Ansicht, er tue nur so, als stehe er an Putins Seite.

Bereits zu Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar spielte Belarus eine entscheidende Rolle, denn Putins Streitkräfte hatten sich in einem südöstlichen Verwaltungsbezirk von Belarus versammelt und waren von dort in die Ukraine und Richtung Kiew marschiert. Seither wird immer wieder über einen möglichen Kriegseintritt von Belarus spekuliert. Bei der UNO-Vollversammlung am Mittwochabend hat Belarus als eines von fünf Ländern gegen die Resolution gestimmt, die mit überwältigender Mehrheit die russischen Annexionen von vier Regionen in der Ukraine verurteilt.

Wie ist die Lage aktuell einzuschätzen? Welche Szenarien sind denkbar? Welche Rolle spielt Belarus - ist es bereits Kriegspartei - und welche spielt der belarussische Machthaber, der seit den gefälschten Wahlen 2020 zum Beispiel weder von den USA noch von der EU als Präsident anerkannt wird? Wie abhängig ist Lukaschenko von Putin und umgekehrt: ist Lukaschenko Putins "letzte Hoffnung", wie auch immer wieder kommentiert wird?

Christoph Bilban, Konfliktforscher am Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement (IFK) der Landesverteidigungsakademie, ist zu Fragen wie diesen Gast in Punkt eins bei Barbara Zeithammer. Der Politikwissenschaftler forscht zu Konflikten in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und zu sicherheitspolitischen Fragen in Russland, der Ukraine und Belarus.

Unsere Hörer:innen sind wie immer herzlich eingeladen, an der Sendung teilzunehmen und ihre Fragen zu stellen: Unter 0800 22 69 79 können Sie live und kostenlos aus ganz Österreich mitreden, oder Sie schreiben ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Barbara Zeithammer

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• Ukraine