Benito Mussolini mit den Händen an der Hüfte, Oktober 1922

AP

Betrifft: Geschichte

Wenn der liberale Staat vor dem Faschismus kapituliert

Mussolinis Marsch auf Rom
mit: Stefan Wedrac vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien

Nach dem 1. Weltkrieg schlitterte das Königreich Italien in eine tiefe wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Krise. So sah man unter Anderem den italienischen Sieg bei den Friedenskonferenzen als zu wenig gewürdigt an. Zudem strahlten die Folgen der russischen Oktoberrevolution aus. Grundbesitzer wurden von Landarbeitern vertrieben und Industrielle durch ihre Arbeiterschaft enteignet.
Gegen die revolutionären Ansätze trat die als "Schwarzhemden" bezeichnete "Fasci italiani di combattimento" auf.

Nach und nach vertrieben sie Fabrik- und Landbesetzer. Da sie, wie man meinte die alte Ordnung wiederherstellten würden, wurden sie durch Regierung und Exekutive kaum an ihrem Vorgehen gehindert.
Mit etwa 300.000 Mitgliedern waren die Faschisten 1922 die größte Massenbewegung Italiens. Angeführt wurden sie von Benito Mussolini.
Am 1. und 2. Oktober 1922 organisierte er den gegen die deutschsprachige Bevölkerung Südtirols gerichteten "Marsch auf Bozen". Dieser war die Generalprobe für den vom 27. bis 31. Oktober stattfindenden "Marsch auf Rom".

Die Erhebung speiste sich vor allem aus Faschisten aus Nord- und Mittelitalien. Ermöglicht wurde er, durch Plünderungen von Waffendepots und der Übernahme von Polizeistationen flankierte Marsch, durch die wohlwollende Unterstützung konservativer Politiker und Militärs.
Als etwa 50.000 Schwarzhemden vor den Toren Roms lagerten, ernannte König Vittorio Emanuele III. Mussolini zum Regierungschef.
Von dieser Art der Machtübernahme inspiriert, versuchte Adolf Hitler im November 1923 den "Marsch auf Berlin". Doch schon vor der Feldherrenhalle in München wurde der Nationalsozialistische Putschversuch von der Polizei gestoppt. Nach der Neugründung der NSDAP setzte man auf einen durch Wahlen herbeigeführten Machtwechsel. Neben dem Deutschen Reich gab es auch zahlreiche andere faschistische Bewegungen für die der "Marsch auf Rom" und die faschistische Ästhetik Vorbildwirkung hatten.

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