Susan Sontag

Susan Sontag - GEMEINFREI/PETER HUJAR

Gedanken für den Tag

Susan Sontag und der Zauberberg

Brigitte Schwens-Harrant, Literaturwissenschafterin und Buchautorin, über die New Yorker Autorin anlässlich deren 90. Geburtstags

"Kein anderes Buch war in meinem Leben so wichtig wie ‚Der Zauberberg' - der ja von nichts anderem als dem Zusammenstoß unterschiedlicher Ideale im Innersten der europäischen Zivilisation handelt". Das erzählte die amerikanische Schriftstellerin Susan Sontag in der Frankfurter Paulskirche, als sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt, 2003, ein Jahr vor ihrem Tod.

In ihren Tagebüchern ist nachzulesen, wie sie als 16-Jährige den von ihr so verehrten Thomas Mann besuchte, um ihn zu interviewen: "Heute um sechs haben E, F und ich Gott befragt", heißt es in einem Eintrag zum 28. Dezember 1949. "Von 17.30 bis 17.55 saßen wir, starr vor Ehrfurcht, vor seinem Haus (…) und übten schon einmal."

Susan Lee Rosenblatt wurde als "Amerikanerin der dritten Generation von polnisch-litauisch-jüdischer Herkunft" am 16. Jänner 1933 in New York geboren, "zwei Wochen bevor Hitler zur Macht gelangte", wie sie selbst sagte. Ihre Kindheit verbrachte sie im Süden der USA, in Arizona, in Kalifornien. Nach dem frühen Tod ihres Vaters erhielt sie den Namen ihres Stiefvaters: Sontag.

Susan Sontag wuchs mit europäischer Kultur auf. Schon als Kind verschlang sie Literatur. Durch Franz Kafkas "In der Strafkolonie" lernte sie "das Grauen und die Ungerechtigkeit" kennen. Später traf sie auf viele jener Schriftsteller, Künstlerinnen und Denker, die aus Deutschland geflohen waren und, wie sie sagte, die USA "und vor allem seine Universitäten so sehr bereichert haben".

Bereichert haben sie auch Susan Sontag, deren Wissbegier und Interesse ebenso beachtlich waren wie ihr Wissen und ihre Belesenheit; "ich interessiere mich nur für Menschen mit dem Vorhaben, sich zu verändern", schrieb sie einmal. Und sie selbst stellte ihre Fähigkeit dazuzulernen unter Beweis, indem sie auch eigene Thesen immer wieder kritisch hinterfragte.

Auch ihre Tagebücher geben Zeugnis von diesem Weg. So meint ihr Sohn im Vorwort der 2012 postum herausgegebenen Tagebücher: "In meinen Augen kann man diesen Band mit Fug und Recht auch als politischen Bildungsroman betrachten - eben in dem Sinne, dass hier jemand zur Reife gelangt".

Service

Susan Sontag, "Literatur ist Freiheit. Dankrede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels". In: Zur gleichen Zeit. Aufsätze und Reden, Fischer TB
Susan Sontag, "Wiedergeboren. Tagebücher 1947-1963", Verlag Hanser
Susan Sontag, "Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke. Tagebücher 1964-1980", Verlag Hanser


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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: John Coltrane 1926 - 1967
Gesamttitel: MALCOLM X / Original Filmmusik
Titel: Alabama/instr.
Untertitel: MUSIC FROM THE MOTION PICTURE SOUNDTRACK
Solist/Solistin: John Coltrane
Länge: 02:23 min
Label: Qwest/Reprise 9362451302

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