Roboterhand

APA/DPA/HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH

Punkt eins

"Gerechtigkeit ist nichts Binäres"

Richter, Roboteranwalt, Blackbox: Wie Maschinen Entscheidungen fällen. Gast: Prof. Sandra Wachter, Professorin für Technologie und Regulierung, Oxford Internet Institute, Universität Oxford. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Sie schreiben, lesen und rechnen; sie komponieren, malen, kommunizieren und vor allem entscheiden sie für uns: Algorithmen, Künstliche Intelligenzen (KI), Computerprogramme. Sie bestimmen zunehmend und meist ohne unser Wissen über unser Leben - von der nur scheinbar neutralen Suche im Internet über Bewerbungsverfahren, die Wohnungssuche oder die Kreditvergabe - und machen dabei einschneidende Fehler (Diskriminierung) und beachtliche Fortschritte.

Die Software ChatGTP hat jüngst mit ihren schriftlichen Arbeiten bei Lehrer:innen ebenso wie in wissenschaftlichen Kreisen weltweit für Verblüffung gesorgt. Die nächste Bastion wird im Februar zumindest testweise erobert: ein US-amerikanisches Unternehmen schickt einen Chatbot als "weltweit ersten Roboteranwalt" in ein Gerichtsverfahren.

Auch im Justizsystem hat die Digitalisierung längst Fuß gefasst und macht bei elektronischem Rechtsverkehr, automatisieren Bescheiden oder Chatbot-Klient:innen-Service nicht Halt. An Gerichten in zahlreichen US-Bundesstaaten beispielsweise ermittelt eine Software die Rückfallquoten von Straftätern und entscheidet über vorzeitige Entlassungen. Computerprogramme kennen weder schlechte Tage, noch Hunger, Müdigkeit oder Bestechung, doch wie sie zu ihren Entscheidungen kommen, ist oft nicht erklärbar und nachvollziehbar, nicht selten sind die Programme diskriminierend.

Wann könnten Rechtsgeneratoren die gerechteren Richter:innen sein? Was weiß man über die Entscheidungsfindung von Maschinen? Welche Rechte müsste es für eine gerechte Bewertung durch Computerprogramme geben? Und wie gehen wir damit um, dass wir immer weniger zu verstehen scheinen, warum die Software so entscheidet, wie sie entscheidet?

Sandra Wachter, Professorin für Technologie und Regulation am Oxford Internet Institute der Universität Oxford, ist eine der führenden Expertinnen für relevante Fragenstellungen dieser Art. Die gebürtige Österreicherin und mehrfach preisgekrönte Forscherin leitet und koordiniert verschiedenste Projekte rund um rechtliche, ethische und technische Aspekte von Künstlicher Intelligenz. Die Juristin und Datenethikerin berät Regierungen ebenso wie Unternehmen oder NGOs und plädiert dafür, dass es ein Recht auf eine vernünftige, faire und ethische Bewertung durch Algorithmen geben muss. Sie arbeitet daran, dass maschinelle Entscheidungen nachvollziehbarer werden.

Im Gespräch mit Barbara Zeithammer erläutert Sandra Wachter die Entscheidungsfindung der Maschinen, ihre Chancen, Risiken und Grenzen und skizziert, was wir als Gesellschaft und Rechtsstaat mit dem Spiegelbild machen können, dass uns die Algorithmen zeigen.

Diskutieren Sie mit! Telefonisch während der Sendung unter 0800 22 69 79 oder per E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Barbara Zeithammer

Playlist

Komponist/Komponistin: Robert Schumann
Titel: Fantasiestück, Op. 73, lebhaft, leicht
Ausführende: Stefan Vladar & Clemens Hagen
Länge: 03:07 min

Komponist/Komponistin: Robert Schumann
Titel: Fantasiestücke, Op. 73, Zart und mit Ausdruck
(davon 14 Sek. unterlegt)
Ausführende: Stefan Vladar & Clemens Hagen
Länge: 03:31 min

Komponist/Komponistin: Robert Schumann
Titel: Fantasiestücke, Op. 7, Rasch und mit Feuer
(davon 1 min. 38 sek. unterlegt)
Ausführende: Stefan Vladar & Clemens Hagen
Länge: 03:50 min

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